In tiefer Trauer - leider musste Martin von uns gehen

Martin Betzel 19.10.86*                09.05.2020 +

 

Absoluter Lieblingsmensch

 

Mein über Alles geliebtes Kind, nun hast Du Dich doch so früh schon auf die Reise gemacht aus einem Leben, indem ich 33 Jahre voller Stolz und Liebe Deine Mutter sein durfte.

Du hast nicht nur uns, Deine Ersatzfamilie, mit sehr viel Liebe und Glück erfüllt, sondern so viele Menschen, die an Deinem Sein auf dieser Welt Anteil haben durften.

Wer Dich mit dem Herzen sehen konnte, bekam Liebe, Kraft, Herzlichkeit, Trost, Verstehen, Ehrlichkeit, Freude von Dir in großer Menge und dauerhaft geschenkt.

Für uns Alle bist Du ein Engel auf Erden gewesen, der die Leben bereichert hat in vielfältiger Form.

 

Du hast Menschen verbunden, Freundschaften geschaffen, die Tage hell gemacht für alle Lebewesen, die mit Dir zu tun hatten, warst Du der beste Freund und Partner.

Du hast niemals Jemanden bewertet, uns alle so angenommen, wie wir waren und sind. Du hast gespürt, wer Dich nicht annehmen konnte und so gut es ging, hast Du Dich distanziert. Aber es gab nicht wirklich so viele Menschen, die Dich nicht lieben konnten mit Deinem zauberhaften Wesen.

 

Wie sehr Du die Menschen, die Dich kannten, berührt hast, wurde nach Deiner Hirnblutung 2009 besonders deutlich.

Bis zu diesem Zeitpunkt hast Du mit Deinem Handicap ein glückliches und zufriedenes Leben geführt. Danach warst Du wirklich behindert und hattest große Schwierigkeiten, Dein neues Leben anzunehmen.

Doch die intensiven und einfühlsamen Bemühungen des Mitarbeiterteams Deiner Wohngruppe und der Einrichtung haben Dir gezeigt, wie wichtig und wertvoll Du bist. Zusätzlich haben Dir unsere ehemalige Postbotin und Deine inzwischen pensionierte Religionslehrerin mit ihrem liebevollen Einsatz, wie Werkstatttouren und Gründung der „Gruppe 5 Combo“, Deine Lebensfreude wieder zurückgegeben.

 

Die Mitarbeiterteams Deiner Wohneinrichtung, die 14 lange Jahre Dein Zu Hause war mit Deiner Schwester Steffi, in dem Du Dich sehr wohl gefühlt hast, das wunderbare Himmelszeltteam der Kirchengemeinde und viele tolle Helfer und Freunde trauern genau so sehr um Dich wie wir, Deine Familie. Ein Leben ohne Dich können wir uns im Moment gerade Alle nicht vorstellen, weil Du so ein wichtiger Sonnenschein, Kraftgeber und Gutelaunebär für uns Alle warst.

In unseren Herzen wirst Du immer weiterleben und sicher wird Dich hier in dieser Welt und Lebensform Niemand vergessen der Dich kannte, einen Engel, den man spüren und erleben durfte, kann man auch gar nicht vergessen.

 

Auch wenn ich weiß, dass ich Dich nun voll und ganz gehen lassen muss, so hält sich im Moment ein Teil meines Herzens ein bisschen an Dir fest, aber ich verspreche Dir, ich werde es lernen, den letzten Teil von Dir auch noch los zu lassen damit Du weitergehen kannst.

Ich habe mir vorgestellt, wie Du von dieser Welt abgeholt wurdest, von Deinen Freunden, die schon vorausgegangen sind, von Menschen, Seelen die Dich kannten und dass Du nun völlig frei bist, sich Deine liebe Seele ohne Einschränkung und Fesseln bewegen kann.

 

Als ich in Deinen letzten Stunden die Gnade hatte und neben Dir sitzen durfte, habe ich helfende Engel angerufen und sie darum gebeten, es Dir bitte nicht so schwer zu machen, Dich sanft hinüber zu begleiten, und bald ab zu holen. Es hat fast geklappt, ich habe Deine letzte Träne gesehen und verstanden, dass Deine liebe Seele noch gar nicht bereit war, den Raum zu wechseln, aber Dein Körper nicht mehr weiterleben konnte, weil er verbraucht war, durch Alles, was Du erfahren und durchleben musstest in Deinem jungen Leben.

 

Du bist von uns gegangen, in einem kurzen Moment, in dem Niemand bei Dir war. Hast für Dich entschieden, den letzten Schritt ganz alleine zu gehen.

 

Danke dass Du so viele Jahre bei uns warst und diese Welt mit Deiner Liebe gewärmt hast. Nun müssen wir alle lernen, ohne Dich unseren noch verbleibenden Erdenweg weiter zu gehen. Wenn wir uns auf den Weg machen, wünschen wir uns, Dich wieder zu treffen und vielleicht noch einmal ein Lebensstück gemeinsam mit Dir zu gehen. Unsere Seelenanteile werden sich erkennen und finden.

 

Von Herzen wünsche ich Dir und wir Alle eine positive Weiterentwicklung Deiner Seele und wenn Du in ein neues Leben eintauchen darfst, dass es etwas einfacher für Dich sein wird, und dass Du all die Liebe, die Du in diesem Leben hier so großzügig verteilt hast, in Deinem neuen Sein ebenso erfahren und spüren darfst.

 

Mit großer Liebe und sehr traurig sagen wir Dir tschüss lieber Herzensmensch Martin

 

 

 

Mama Brigitte, Papa Jürgen, Bruder Ricky, Schwester Steffi,

und Alle, die Dich lieb haben und für Dich und uns da waren, die Dich geliebt, gelehrt, begleitet, behandelt und gepflegt, gefördert, gefordert, bedacht, beschenkt und lieb an Dich gedacht und sich gekümmert haben, die für Dich gebetet und Dich gesegnet haben. Bei diesen Menschen bedanken wir uns Alle von ganzem Herzen, ohne sie und ihren Einsatz wäre dieses Leben nicht komplett gewesen.

 

 

 

Machs gut

 

-

 

Mein ganz besonderer kleiner GROSSER Bruder

 

 

 

Lieber Martin,

einen großen Teil meines Lebens durfte ich dein großer Bruder sein – und so vieles durfte ich von dir lernen.

Vor deiner unerschütterlichen Lebensfreude und deiner wunderbaren Gabe den Raum mit Sonne zu fluten wenn du hineingekommen bist, hatte und habe ich den allergrößten Respekt.

 

Ich kann mich an keinen Moment erinnern in dem du mal wirklich wütend oder tief traurig warst – obwohl, jetzt wo ich drüber nachdenke konnte das falsche Essen einige (wütende) Tränen bei dir hervorrufen. Doch ansonsten hatte ich stets das Gefühl, dass du einfach glücklich bist zu leben.

 

Du konntest Menschen mit deinen Augen verzaubern und hast es auch wirklich hartnäckig mit jedem Menschen versucht – welch riesengroßes unerschütterliches Vertrauen muss dich durch dein Leben getragen haben.

 

Ganz besonders großartig warst du im Flirten und ich bin nie so wirklich hinter dein Geheimnis gekommen. Auf jeden Fall warst du ein Partykönig und Frauenmagnet. Sollte sich auf irgendwelchen Feiern die wir besucht haben eine Traube junger hübscher Frauen angesammelt haben, konnte man mit absoluter Sicherheit davon ausgehen, dass in deren Mitte du gestanden bist und alle mit deinem Strahlen verzaubert hast. Deine bloße Existenz hat Menschen gefesselt und berührt und sie in deinen Bann gezogen.

 

Spaß stand bei dir sowieso immer an erster Stelle – und da warst du nie sehr wählerisch. Es gab immer etwas zum Lachen und zum drüber freuen. Besonders gern hast du irgendwelchen Blödsinn angestellt – ich habe es geliebt mit dir Blödsinn anzustellen, dich zum lachen zu bringen und von dir zum Lachen gebracht zu werden.

Je lauter es schepperte und klirrte desto größer deine Freude, man konnte dir eine große Portion Schadenfreude unterstellen. Doch ich bin sicher es war nie der Schaden den Lebewesen erlitten der dich zum Lachen brachte – es waren wohl einfach immer die blöden, komischen, schrägen, lauten, quietschenden und knirschenden Unfälle und Missgeschicke die dir einfach Spaß gemacht haben.

Vielleicht wolltest du uns zeigen, dass man sich und das was einem im Leben passieren kann nicht immer so ernst nehmen soll und sich das Leben mit Humor einfach leichter und fröhlicher lebt – du hast es auf jeden Fall bis zum Schluss so getan und ich bewundere diese Stärke und Kraft.

 

Selbst nach deiner Hirnblutung vor 11 Jahren hast du, nach einer kräftezehrenden Zeit, wieder spürbar neuen Lebensmut gefasst und es immer wieder geschafft zu strahlen und Herzen zu berühren.

Es fiel mir unbeschreiblich schwer diese drastische Veränderung die die Hirnblutung bei dir verursachte zu akzeptieren und ich wünschte dir jeden Tag dein altes gesundes Leben zurück. Oft stand ich mit Tränen in den Augen an deinem Bett – und du hast mich angestrahlt als würdest du sagen, dass es in Ordnung ist wie es ist.

 

Martin, mein geliebter Bruder, ich könnte hier jetzt noch so viele wunderbare Dinge über dich schreiben, so vieles von dem ich bedaure es nie getan oder gesagt zu haben – ich bin sicher du weißt es alles und hoffe, dass unsere Seelen sich wieder begegnen wenn auch meine Zeit hier zu Ende ist.

 

 

Ich wünsche dir, dass für dich dein Leben perfekt war – so wie es war.

 

Ich wünsche dir, dass dein Abschied von diesem Leben friedlich und sanft war.

 

Ich wünsche dir, dass du jetzt an einem Ort bist an dem du so sein kannst wie du willst.

 

Ich wünsche dir, dass du glücklich bist – wo auch immer du jetzt sein magst.

 

 

 

Ich hätte mir niemals einen anderen Bruder gewünscht als dich.

 

Danke, dass du da warst.

 

 

In tiefer Trauer und Liebe

 

Dein Bruder

 

Ricky

 

 

Herzlich willkommen

Wie schön, dass du auf unserer Homepage gelandet bist. Nimm Dir die Zeit hier ein wenig bei uns zu verweilen.

 

Wir wollen dich gerne an unserem etwas anderen Leben teilhaben lassen.

Vielleicht können wir dir ein bisschen helfen Menschen, die etwas anders oder behindert sind und ihre Familie, zu mögen und zu verstehen, oder wenn du es bisher nicht konntest, diese Menschen einfach an zu nehmen und nicht ab zu lehnen oder gar zu missachten.

 

Von Menschen mit ganz besonderen Bedürfnissen, mit Behinderungen und erhöhtem Unterstützungsbedarf  gibt es nämlich ganz schön viele auf dieser Welt. Mindestens 10% unserer Weltbevölkerung soll anerkannt behindert sein, mit Sicherheit gibt es auch noch eine hohe Dunkelziffer. Und alle diese Menschen brauchen Freunde und Menschen die sie lieb haben und gerne ihre Zeit mit ihnen verbringen wollen und natürlich Nachbarn, die gerne an ihrer Seite leben.

 

Wenn du Fragen hast, schreibe uns einfach ein paar Zeilen.

 

Unsere Mama ist hier zuständig für das Sekretariat, sie wird dir sicher gerne antworten.



Warum gibt es diese Homepage überhaupt?

 

Unsere Mama wurde im Laufe der Jahre sehr oft darauf angesprochen, wie sie ein Leben, mit drei Kindern, wovon zwei Kinder, Menschen mit ganz unterschiedlichen, besonderen Bedürfnissen, Behinderungen  sind, überhaupt geregelt bekommt.

 

Für unsere Mama ist dieses Leben aber nicht wirklich etwas Besonderes, sie hat es sich  ja genauso ausgesucht , als sie sich für uns entschieden hat, und nimmt es als Selbstverständlichkeit an. Was nicht so prickelnd ist, sind so manches Mal die äußeren Umstände, die mit unserem Leben zusammen hängen.

 

Ricky,  Mama und Papa lieben uns, so wie wir sind  und machen alles gerne, was sie für uns tun, auch wenn für unsere Belange so manches Mal eine große Mütze voller Kraft und Ausdauer benötigt wird.

 

Mama sagt immer, dass wir Menschen doch irgendwie für uns alle gegenseitig und für unsere Erde verantwortlich sind und damit das Leben für uns alle angenehmer wird, sollte jeder Mensch, dem es möglich ist, ein Stück soziale Verantwortung, egal in welcher Form, übernehmen. Es gibt keinen Menschen auf dieser Welt, der nicht selber irgendwann darauf angewiesen sein wird, Hilfe, Kraft  und Liebe von seinen Mitmenschen erhalten zu müssen.

 

Wir Menschen verändern uns schon alleine durch das alt werden und schon durch eine Krankheit, einen Insektenstich oder einen Unfall kann von einem Moment auf den anderen, alles anders sein in unserem Leben. Das sollten wir immer deutlich vor Augen haben.

 

Damit Interessenten nun einen kleinen Einblick bekommen können, dass unser Leben trotzdem, dass wir behindert sind,  ein ziemlich normales Leben ist, hat unser großer Bruder Ricky vor einigen Jahre angefangen, die Texte , die Mama aufgeschrieben hat im laufe der Zeit- meistens in der Nacht, wenn sie wegen uns nicht schlafen konnte- , und Fotos von uns, in eine supertolle Internetseite ein zu bauen.

 

Es war ein Überraschungsgeschenk für unsere Mama, die sehr stolz darauf ist, so wichtig für ihren ältestenden Sohn zu sein, dass er sooooooviel Zeit und Kraft für sie investiert hat und dass gerade durch diese HP viele, neue Kontakte entstanden sind, die unser Leben sehr bereichert haben  und dass Freunde und Bekannte immer ein Stück weit wissen, wie es bei uns aus schaut. Na gut, so wirklich ganz alles kommt natürlich vorsichtshalber nicht ins Internet, aber man kann ja auch auf andere Art und Weise ab und an kommunizieren.

 

Auf jeden Fall ist das Internet eine feine Sache, auch wenn Mama es so ca. im Jahre 2000 noch gar nicht wirklich haben wollte und Angst davor hatte, gar nicht mehr verstehen zu können, wie man mit dem Internet überhaupt um gehen kann.

 

Einigen Familien, die auch ein behindertes Kindchen oder sogar mehrere behinderte Kinder selber bekommen hatten, oder in ihre Familie aufgenommen haben, konnten unsere Eltern schon Hilfestellung geben um das eine oder andere Problem zu lösen und Fragen  beantworten , Kontakte erstellen  die aus den gemachten Erfahrungen unseres gemeinsamen Lebens beantwortet werden konnten.

 

Und - auch bei uns läuft natürlich nicht immer alles glatt. Eben wie in anderen Familien menschelt es  auch mal in unserem Alltag.  So ist es einfach, das Leben, immer voller Überraschungen und Veränderung für uns alle.

 

Man lebt immer vorwärts und kann erst rückwärts verstehen und erst im Nachhinein wissen wir, ob das, was wir entschieden und gemacht haben, richtig und gut war.

 

 

Bleib auf dem Laufenden

So nach und nach wird unsere Mama Vergangenes und Aktuelles aufschreiben und unter der Rubrik Texte einfügen.

 

Natürlich findest du hier auch ab und an  neue Bilder aus unserem Leben, damit Du auch sehen kannst, wie wir uns optisch im laufe der Jahre entwickelt und verändert haben.

 

So lohnt es sich also immer wieder hier vorbei zu schauen, da unsere Homepage stetig ein wenig wachsen wird - genau wie unser Lebensbaum. Es kommen immer mehr Äste und Blätter dazu.

Veränderung

23.3.2011

Zum 1.9.2006 sind wir beide, nun erwachsene, junge Menschen, in eine Wohngruppe im Behindertenheim nach  Markgrönigen, der netten Schäferlaufstadt,  umgezogen. Wir sind ja nun langsam wirklich erwachsen genug und brauchen auch ein Leben ohne unser Elternhaus und unsere Eltern brauchen nach all den Jahren ohne Freizeit ein bisschen mehr Luft für sich selber.

 

Aber es ist vollkommen klar, unsere Eltern haben uns aus Liebe gehen lassen, weil sie uns ermöglichen wollen, das Leben auch ohne sie kennen lernen zu dürfen. Wir sollen auch gut versorgt sein und sicher und in Würde leben können, wenn unsere Eltern irgendwann zu alt oder zu krank sind, um  uns weiter zu begleiten und versorgen zu können. Unsere Eltern wollten uns nicht los werden oder abschieben, sie wollten uns die Freiheit zum eigenständigen Leben in einem geschützten Rahmen ermöglichen.

 

Hier in Markgröningen gefällt es uns Geschwistern super, wir haben uns diese Einrichtung ja auch selber ausgesucht, weil wir sie durch die Schule und die Praktikas in der WfB und viele Besuche mit unseren Eltern im Cafe und bei Veranstaltungen der Einrichtung schon gründlich kennen lernen durften.

 

Dort arbeiten wir dann auch richtig mit in der Werkstatt und fühlen uns sehr wohl zusammen mit unseren Kollegen.

 

Wir haben ein schönes Zimmer mit eigener, kleiner  Terrasse auf der wir sogar Katzen füttern dürfen, die wohl schon ewig auf dem großen Gelände der Einrichtung frei leben.

 

Hier in der Einrichtung ist immer was los und Freunde und Menschen, die uns lieben  haben wir natürlich  auch sofort gefunden.

 

Zu Mama und Papa sind es nur 6km entfernt und wir sehen uns noch sehr häufig. Außerdem kommen sie uns eh regelmäßig mit unserem Hundchen besuchen und wenn etwas sein sollte, können sie ganz schnell bei uns sein, wenn sie gebraucht werden.