17. März bis 30. März 2010
Mittwoch, 17. März 2010
Unterwegs haben wir Frau Hochstetter aufgesammelt, die auf dem Weg zu Martin war.
Martin lag im Bett, fix und fertig, hochroter Kopf, Schweiß auf der Stirn. Fast eine ganze Stunde hat er ununterbrochen gehustet. Ich kam mit Absaugen nicht nach.
Wie soll nur die Nacht für ihn verlaufen? Ich habe große Angst um ihn, in mir fühlt sich Alles an, wie zugeschnürt.
Martin muss sich so entsetzlich quälen
Donnerstag, 18. März 2010
So langsam scheint die Antibiose nun doch zu wirken. Martin merkt man die Anstrengung der letzten Wochen sehr an.
Er möchte nur noch liegen, was aber nicht gut ist für Lunge und Muskeln. Immer wieder muss er wieder von vorne anfangen und immer wieder ist es so unangenehm.
Freitag, 19. März 2010
Der Intensivpfleger, der alle vier Wochen die Kanüle wechselt, hat seinen Termin heute nicht geschafft. Nun hat Martin am Sonntagvormittag den Wechsel der Kanüle vor sich. Das wird wieder ein große Hust- und Schleimaktion für den armen Mausebär.
Samstag, 20. März 2010
Nun müssen endlich die Ostergeschenkle fertig gemacht werden. Martin wird wieder auf eine harte Probe gestellt—keine Naschis mehr für ihn, aber für alle anderen Bewohner.
Immerhin konnten wir heute endlich mal wieder ca. 30 Minuten nach draußen aufs Gelände, obwohl Martin weinte, als er aus dem Bett geholt wurde. Er muss sich wieder mühsam daran gewöhnen, regelmäßig im Rolli zu sitzen.
Sonntag, 20. März 2010
Wieder ein Schachturnier für Jürgen. Leider mit Verlust für den Verein im Allgemeinen. Martin bekam heute Vormittag die neue Kanüle, was wieder vermehrte Schleimbildung und Husten mit sich bringt. Armer Hase. Alles in Allem scheint es ihm endlich wieder etwas besser zu gehen. Er kann so süß lächeln und schadenfroh sein.
Montag, 21. März 2010
Wie schön, dass es immer wieder Dinge gibt, die Martin zum Lachen bringen können.
Leider habe ich immer mehr das Gefühl, dass ich irgendwann abbaue vor Kummer um mein Kind. Ich muss auch raus aus dieser Schleife, mich zusammen reißen, aufhören zu jammern.
Nun ist es genau ein Jahr her, dass es anfing, Martin Stück für Stück immer schlechter zu gehen.
Dienstag, 22. März 2010
Heute musste Martin, während unseres Abendbesuches nicht 1x abgesaugt werden. Könnte sein Zustand doch immer so aussehen, dass ihm wenigstens dieser eine Teil des Elends erspart bleibt.
Mittwoch, 23. März 2010
Mit einem Lächeln wurden wir empfangen, dass aber immer mal wieder zu einem Weinen wurde.
Am Abend wurde meine alte Dame von ihrer Tochter ins KKH gebracht, da es ihr so grottenschlecht ging. Stück für Stück hat sich der Zustand der alten Frau verändert im letzten halben Jahr. Ihr Körper und ihr Geist sind vollkommen aufgebraucht.
Donnerstag, 24. März 2010
Nun warte ich auf Anweisung, ob ich der alten Dame im KKH Gesellschaft leisten soll. Es geht ihr nicht mehr gut. Wahrscheinlich ist die Wunde am Bein der Übeltäter dieser Episode.
Wenn sie gehen sollte, müsste ich mir schon wieder eine neue Arbeitsstelle suchen, die ich noch bewältigen kann , für die nächsten drei Jahre.
Aber es war mir schon bewusst, dass es Jederzeit vorbei sein kann, als ich die Stelle annahm. Dabei bin ich gerne in diesem Pflegehaus und meine Arbeit ergibt einen Sinn und lässt mir Luft zum atmen.
Freitag, 25. März 2010
Oh Mist, Martin fängt schon wieder an zu husten und die Schleimbildung beginnt erneut. Die Hustenanfälle waren so heftig, dass er wieder erbrechen musste, als er im Bett lag. Dabei hat er irgendwie seine Hängelampe getroffen, die er zum Geburtstag bekommen hat und die links, direkt neben seinem Bett hängt. Aber, er kann darüber lachen—immer noch. Ich schon lange nicht mehr.
Samstag, 26. März 2010
Husten, Absaugen und jede Menge Regenwetter. Nicht viel vom Frühling zu sehen heute.
Jürgen hat mit Nono eine Runde gedreht und die Beiden kamen pitschnass zurück. Martin musste darüber lachen und Steffi stellte Jürgen die entscheidende Frage, ob er Baden war. Naja, hätte ja auch sein können, draußen, in den Fischteichen vor der Einrichtung.
Martin bekam fast keine Luft vor Lachen. Alleine die Vorstellung, dass überhaupt jemand in den Teichen landet und dann auch noch Papa, au weia.
Nachmittags ist plötzlich einer meiner Zähne einfach so zerbrochen. Es steht nur noch ein Teil der Rückwand dieses Zahnes.
Hoffentlich ist meine Zahnärztin am Montag noch da und alles in allem weiß ich wieder nicht, wie ich alles unter einen Hut bringen soll.
Morgen Abend will Ilse uns besuchen und Montag nach dem Frühstück zurück nach Frankfurt fahren. Ich freue mich auf diesen Besuch.
Sonntag, 27. März 2010
Nun habe ich meine Freundin seit drei Jahren nicht gesehen. Das Studium und die Prüfung haben sie derart altern lassen, dass ich fassungslos war. Sie hat sich einen Traum erfüllt, der anscheinend wohl weit über ihre Kräfte ging.
Martin hustet und schleimt heftig, es ist traurig.
Montag, 28. März 2010
Mein Zahn konnte wieder einzementiert werden ohne größere Probleme, Ilse ist wieder gut zu Hause angekommen.
Martin hat entsetzlich geweint heute Nachmittag. Als wir ihn ins sein Bett gebracht haben, sahen wir warum.
Heftigsten Durchfall in großer Menge, wohl durch das Antibiotikum.
Frau Hochstetter musste den Geruch mit ertragen, da sie gerade zu Besuch war.
Armer Martin, er muss so viel aushalten und ertragen und es wird einfach nicht weniger.
Dienstag, 29. März 2010
Wieder ein tieftrauriges , leidendes Kind angetroffen. Es war kaum möglich Martin zu trösten.
Mittwoch, 30. März 2010
Nun geht es meiner alten Dame schon wieder so schlecht .Ihre Tochter hat mich gebeten, auch über die Feiertage, durchgängig zu kommen. Meine Kraft lässt wieder nach. Dabei kann ich es mir immer weniger erlauben, schlapp zu machen.