Geschenke für alte Menschen oder Gedanken zum Schenken überhaupt
                

 

In den letzten Tagen geht mir Vieles zu diesem Thema durch
den Kopf. Und überhaupt zum Thema Schenken. Ist ja auch kein Wunder, wenn man
bedenkt, dass so ziemlich Alles, was der Handel zu bieten hat derzeit als das optimale Weihnachtsgeschenk
angepriesen wird, werbetechnisch untermauert von entsprechender Dekoration und
Adventlichen Klängen, die die Kaufstimmung anheben sollen.

 

Im Prinzip mache ich gerne mal ein Geschenk, besonders an
Menschen, die kaum noch Angehörige und Freunde haben. Aber da sind es dann
immer Kleinigkeiten, die gegessen oder verbraucht werden können, oder, mal ein
Strauß Blumen zu besonderen Anlässen.

 

Es ist schon ein paar Jahre her, da bat die betagte
Großmutter eines guten Bekannten ihre Familie darum, ihr doch bitte keine
Sachen mehr zu schenken. Sie sei doch schon alt, würde bald sterben und dann
müsse den ganzen Kram ja Jemand aufräumen. Sie brauche doch auch nichts mehr in
dem Alter.

 

In einem anderen Fall äußerte eine Großmutter an einem
Heiligen Abend im Kreise ihrer Lieben, was sie denn mit dem ganzen Mist solle,
warum man sie nicht in Ruhe lassen könne mit dieser bescheuerten Schenkerei.
Mit dieser Aussage war dann die Stimmung dieses Familienfestes gekippt. Da hat
die Familie es gut mit der alten, nicht mehr so ganz unkomplizierten Frau gemeint und dann sowas, nächstes Weihnachten
wollten ihre Kinder sie nicht mehr abholen zum Feiern.

 

Nachdem meine Großmutter verstorben war und ihre Schulbladen
und Schränke geräumt wurden, kamen all die Dinge, die ihr über Jahrzehnte von
Kindern und Enkeln geschenkt wurden, wieder zum Vorschein. Zig Flaschen 4711,
noch fest verschlossen, Seifenstücke, die wahrscheinlich für mehrere Leben ausgereicht hätten und all
die Basteleien, Handarbeiten und
Bildchen, die von den Enkeln zu den Festivitäten angefertigt wurden. Alles fein
säuberlich und unbenutzt in Schulbladen verstaut, gingen sie nach Omas Ableben
wieder an die Absender zurück. Es war ein merkwürdiges Gefühl und wahrscheinlich
dachte Jeder, dass Oma sich über die Geschenke gar nicht wirklich gefreut hat.

 

Mein Vater hat die letzten Geschenke dankend in Empfang
genommen, mit der Bemerkung, dass Alles zur Erbmasse kommen würde. Dabei hatte
ich wirklich geglaubt, seinen Interessen nach die Geschenke ausgesucht zu
haben.

 

Einige Meinungen kamen mir zu Ohren, ob das denn wirklich
jedes Mal wieder aufs Neue so sein müsse, mit dem Weihnachtsrummel und den
sinnlosen Geschenken.          Am besten,
man würde weit weg in den Urlaub fahren und erst zurück kommen, wenn diese
Theater wieder vorüber sei .Sind
eigentlich heutzutage so viele Menschen Weihnachtsmuffel geworden?

 

So ziemlich jede Person in gehobenem Alter, die mir bekannt
ist, wäre dankbar, keine Geschenke mehr zu erhalten und auch keine Geschenke
mehr machen zu müssen. Nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr über
nicht. Eigentlich stimmt es gar nicht wirklich, ich kenne auch jüngere Menschen
die es strikt ablehnen, von wem auch immer beschenkt zu werden. Die Menschen
wollen mit diesem Brauchtum nichts zu tun haben.

 

Oft werden auch nur Geldscheine verschenkt- kauf Dir was
Schönes. Aber, ist das noch persönlich? Oder sehe nur ich das so?

 

Wünsche äußern meist nur jüngere Menschen und natürlich die
Kinder, für die unsere Jahresfeste noch die High Lights des Lebens sind auf die
sie aufgeregt hinfiebern, oder die ganz unersättlichen Menschen, denen man eh
selten etwas Recht machen kann oder für die es sowieso nie genug ist.

 

Und gerade in der Weihnachtszeit kommen sie zu Hauf, die
Bittschreiben aller möglichen Organisationen von denen man sehr oft nicht
einmal erkennen kann, ob Spenden tatsächlich bei Denen ankommen, für die diese
Spenden erbeten werden. Man geht also davon aus, dass gerade in der
Weihnachtszeit der Geldbeutel schneller geöffnet wird und dass, wem es gut
geht, das schlechte Gewissen packt und
er den beigelegten Zahlschein ausfüllt oder die angegebene Telefonnummer
angerufen wird, die für jeden Anruf 5 Euro über die Telefonrechnung abbuchen
lässt, für einen guten Zweck.

 

Gerade gestern stellte mir eine Nachbarin die Frage, ob ich
denn schon Weihnachtsgeschenke besorgt hätte, es ginge ja jetzt wieder los. Ich
bin mir nicht sicher, ob diese Frage nicht doch eine kleine, negative Betonung
inne hatte.

 

Ja, in der Tat habe ich für meine Kinder schon ein paar
Kleinigkeiten, große Sprüngen können wir
eh nicht machen, besorgt und dann gibt es noch ein paar Päckchen, von Denen ich
weiß, dass sie wirklich erwartet werden, die ich auch von Herzen auf den Weg
bringen sollte bis Mitte Dezember und die Zeit geht ja immer schnell herum.

 

Aber irgendwie ist in mir die Frage entstanden, ob Schenken
überhaupt noch in ist, ob ich eine Entwicklung in Sachen schenken verpasst habe.

 

Die Freude am Schenken, das Schenken das bei mir von Herzen
kommt, will ich mir dennoch nicht nehmen lassen, aber ein paar Bedenken nisten
sich nun ein, intern, in mir.

 

November 2012