Was bleibt von mir?

Gedanken zum Werden , Sein und Vergehen (April 2011)

Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr da sein werde? Wenn mein Körper die Kraft nicht mehr hatte, weiter zu wirken und zu leben? Wird noch jemand an mich denken? Wird noch etwas von meinem Leben spürbar sein in dieser Welt? Vielleicht wie ein leiser Frühlingswindhauch immer wieder sanft zu merken sein?

 

Werden die bescheidenen, positiven Dinge, die ich in meinen Leben getan habe ihre Früchte tragen können und einen Nachklang haben? Das, was ich nicht richtig gemacht habe, sind diese Fehler nie mehr aus zu löschen?

 

Habe ich die Aufgaben des Lebens, die für mich bestimmt waren, alle erkannt und war mein Gerüst stark genug, diese Aufgaben zu erfüllen  um das Werk meines Lebens richtig, erfolgreich  zu beenden?

 

Habe ich die für mich bestimmten Lektionen gelernt?

 

Auf jedem Grundstück, auf dem ich wohnen durfte habe ich Bäume gepflanzt. Oft waren es alte Obstsorten um ihre Art zu erhalten und viele bunte Blumen weil ich ihre Pracht so liebe und sie meine Seele streichelten.  Waren es dann irgendwann andere Menschen die auf diesen Grundstücken die ich allesamt von Herzen geliebt und bearbeitet habe eingezogen, wurden viele dieser Bäume und Blumen wieder ausgerissen und verloren ihr Leben und Wirken. Diese Pflanzen waren für andere Menschen nicht von Wert. Wird es auch so geschehen mit dem, was von mir übrig bleiben könnte?

 

Können die Seelen der Menschen und Tiere mir verzeihen, für die ich zu wenig getan habe, denen ich Unrecht getan habe und denen ich Schmerz zugefügt habe? Es tut mir von Herzen leid und so einige der von mir gemachten Fehler kann ich heute sehen und erkennen.

 

Alles richtig machen konnte ich nie. Ich bin ja auch nur als Mensch in diese Welt geboren worden und konnte nicht fehlerfrei sein. Nicht alles, was ich falsch gemacht habe, ist mit Absicht nicht gut gelaufen. Oft wusste ich es nicht besser, oder hatte viel zu spät erst gelernt und begriffen, wie es richtig funktionieren müsste. Manchmal hatte ich auch einfach nicht das passende Werkzeug parat um ein fehlerfreies Ergebniss meines Handelns zu erwirken.

 

Auch war ich oft sehr verletzlich, empfindsam  und nicht alles, was mir angetan wurde, konnte ich bis heute verzeihen. Einiges tat einfach zu weh und wurde mir  bewusst und mit Absicht zugefügt und hätte so nicht sein müssen, wenn man versucht hätte das Kind und den Menschen in mir zu sehen. Inzwischen kann ich zumindest erkennen, was war absichtlich und was war, weil auch andere Menschen es nicht besser wussten und konnten, zu der Zeit, zu der es passiert ist.

 

Oft habe ich versucht, mit meiner Liebe Dinge zu bewegen und Probleme zu lösen, nicht immer hat dies funktioniert, weil Sender und Empfänger einfach nicht auf einer Wellenlänge gefunkt haben. So manches Mal ging es auch schief, weil ich zu sehr an meine Bedürfnisse dachte und doch besser die Bedürfnisse des Anderen über meine gestellt hätte.

 

Je älter ich werden durfte, um  so ruhiger konnte  ich in mir werden. Es hat von da an immer länger gedauert, bis ich mich über eine Sache aufgeregt habe, aber es geschah sehr schnell, dass ich traurig wurde weil ich in den Fehlern Anderer auch meine Fehler und mein teilweise falsches Denken erkannt habe.

 

Es kränkt mich sehr und fügt meiner Seele Schmerzen zu, wenn ich erleben und spüren muss, wie gemein und brutal Menschen unter einander, mit  den Tieren und der Natur umgehen. Ich kann nichts daran ändern das weiß ich wohl ,  aber ich wünsche mir immer noch, dass  die Menschen  es schaffen in Frieden zusammen zu leben und sich und die Natur, ihre Erde nicht zu zerstören. In mir ist noch immer ein wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Welt, in der sich die Menschen gegenseitig helfen und nicht fragen, ob sie jede ihrer Hilfeleistungen  in Rechnung stellen können oder nur und ausschließlih nach den Fehlern der Anderen suchen..

 

Wird es vielleicht möglich sein,  in einer Zeit nach mir? Haben meine Kinder und meine Freunde es verstanden, was ich versucht habe zu leben als ich endlich richtig erwachsen war?

 

Haben die Menschen  gegen die ich mich wehren musste und von denen ich mich distanzieren musste um mich selbst zu schützen, begriffen warum ich es tun musste?

 

Wen ich um Hilfe bitten musste, hat er  es erkannt wieso ich um diese Hilfe  gebeten habe ?

 

Können die Menschen, die ich liebe es spüren, wie intensiv ich mit ihrer Seele verbunden bin ?

 

Kann ich in meiner verbleibenden Lebenszeit noch stark genug sein um meine Liebe zu den Menschen und zum Leben sinnvoll einsetzen zu können?

 

Wenn mein Leben nur einen Menschen dazu bewegen konnte, ein besserer, mit dem Herzen sehender Mensch zu werden, dann war mir dies mein Leben wert.

 

Wenn mein Mann und meine Kinder mir sagen können, dass sie mich verstanden haben, dann war ich gerne hier.

 

Wenn ich nur für ein paar Menschen durch mein Handeln das Leben etwas leichter machen konnte, dann war es nicht ganz umsonst dass es mich geben durfte.

 

Ich wollte noch so vieles lernen und erfahren in diesem Leben und weiß doch, da nun sicher mehr als zwei  Drittel meiner Lebenszeit vergangen sind, es ist nicht mehr zu schaffen für mich in diesem Leben. Meine Kraft hat nachgelassen und ich weiß nicht, wie ich wieder zu mehr Kraft kommen kann.

 

Wird es mir geschenkt, ein neues Leben leben zu dürfen, dann wünsche ich mir, dass ein Teil von dem, was ich in diesem Leben gelernt habe, in mir sein wird damit ich es beim nächsten Mal besser machen kann.

 

 

April 2011