Kokos Fortsetzung
16.3.05
Tja, also was soll ich sagen, mir geht es hier in Tamm immer noch supergut. War ja auch nicht anders zu erwarten, bin ja schließlich auch ein Traumkater vor dem Herrn und kann so wunderbar schnurren und schmusen. Außerdem spüre ich ganz genau, dass mich hier Alle wirklich lieb haben.
Inzwischen kann ich übrigens schon lange sehr gut über alle möglichen Hindernisse springen; trotz fehlender Hüfte. Heißt also, Jürgen hat den Zaun umsonst gezogen, hihi. Na ja, er hat es halt gut gemeint, hätte mich aber mal vorher besser fragen sollen. Habe ja schließlich immer feste trainiert, wie in einer Muckibude. Ich komme überall hin, wo ich hinkommen will. Irgendwie überwinde ich jedes Hindernis, egal wie es aussieht.
Weit weg gehe ich ja gar nicht, ich bekomme schon alles mit, was auf meinen Heimatgrundstück passiert. Aber ich will ja schließlich auch mein Umfeld erkunden und meine Marken setzen, damit die anderen Katers wissen - hier regiere ich, vor allem der Dicke graugetigerte von Nachbars!!!
Zoff hatte ich noch nicht mit Denen. Mir ist klar, dass meine Leute Angst haben, mir könnte was passieren, aber ich bin doch ein strammer Bursche geworden, bei dem guten, regelmäßigen Futterangebot.
Mäuse fange ich übrigens auch tüchtig. Will ja schließlich was zum Haushalt beitragen, aber meine Menschen mögen meine bescheidenen Gaben, die ich dann mit ins Haus bringe oder auf die Fußmatte vor der Terrassentür ablege, anscheinend gar nicht so gerne fressen. Komischen Geschmack müssen die haben. Dabei bringe ich nur die leckersten Häppchen mit nach Hause, ehrlich.
Manchmal gehe ich zusammen mit Dunakatzi auf die Jagd. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was unser kleiner Garten hier für Möglichkeiten bietet, ein richtiges, kleines Raubtier zu sein.
Bislang war ich noch keine Nacht außer Haus unterwegs. Ich komme immer spätestens um 22.30 Uhr, nach meinem Abendspaziergang wieder nach Hause. Meist macht jemand die Terrassentür auf und ruft oder
läutet mit dem Weihnachtsglöckchen nach mir, dann komme ich angepest, oder ich maunze ganz laut und dann wird die Tür aufgemacht für mich. Weiß ja schließlich, dass Brigitte nicht schlafen kann, wenn
sie nicht weiß, wo ich bin. Bin doch echt ein rücksichtsvoller Zeitgenosse, nicht wahr?
Will ja auch schließlich nicht verpassen, wenn Jürgen ins Bett geht. Da gehe ich nämlich immer gerne mit und dann schlafe ich da auch seit einigen Wochen, jawohl. Anfangs hatte ich ja große Angst vor Betten. Brigitte meint, ich hätte wohl früher ziemlich Ärger bekommen, wenn ich mal in ein Bett gesprungen bin.
Hier dürfen wir Miezen das aber und ich finde es inzwischen katzigemütlich und kuschelig.
Duna schläft ja auch immer bei Martin und Muschi, mit mir auf Jürgens Bett, toll nicht?
Hundekumpel Nono kommt nachts irgendwann immer hoch geschlichen und legt sich ganz leise und vorsichtig an das Fußende von Brigittes Bett, und Hundeoma Indra hat ihr Hundebettchen neben Brigittes Bett, weil sie zu groß ist um auch mit uns im großen Bett zu schlafen.
Als ich raus gefunden hatte, wie angenehm es in den Betten hier im Haus ist, habe ich alle Betten ausprobiert. Ich habe echt in jedem Bett Probe geschlafen. Aber bei meinen Leuten gefällt es mir doch am besten, schnurr.
Mein Fell ist an der Operationstelle ganz gut nachgewachsen, es ist nur noch ein bisschen zu sehen, dass ich dort mal rasiert war.
Nur wenn man mich von hinten laufen sieht, merkt man, dass da etwas anders ist. Schmerzen habe ich aber keine, Gott sei Dank.
Wenn kein Frost ist, wird für uns Katzen das Kellerfenster aufgemacht und wir können den ganzen Tag rein und raus, wie wir wollen. Das gefällt uns allen super. Wir müssen ja schließlich zwischendrin immer mal gestreichelt werden oder nachsehen, was in unserem Fressnapf so leckeres drin ist.
Ist das Wetter noch besser, lässt Brigitte die Terrassentür auf und dann kommen auch die Hunde mit in den Garten. Wir haben hier alle unsere Lieblingsplätze, wo wir dann in der Sonne dösen und es uns gut gehen lassen. Im Frühling soll ich lernen, die Katzenleiter, die vom Garten hoch zum Balkon geht, zu benutzen, weil ich dann vielleicht auch mal, wenn das Wetter schön ist, Abends länger draußen bleiben kann. Der Rollladen vom Schlafzimmer ist dann immer soweit hoch gezogen, dass wir Katzen jederzeit rein und raus können. Das ist ein Service alles in allem hier, fast wie im Hilton, oder?
Mit meinem Hundekumpel Nono tobe ich immer noch gerne und viel herum und die alte Retrieverdame Indra, mit der schmuse ich ab und an ein bisschen, weil sie nicht mehr so gerne spielt. Jedenfalls nicht so, wie Nono und ich das machen. Wir sollen angeblich schreckliche, kleine Racker sein, was auch immer das bedeuten soll. Wir toben halt gerne wild durch die Gegend und springen über uns gegenseitig drüber. Ich sehe es ja ein, es muss schon merkwürdig ausschauen aber wir fühlen uns wohl dabei und es macht uns einen Wahnsinnspaß.
Wenn Brigitte im Garten arbeitet, bin ich wahnsinnig gerne mit dabei, bin halt ein Naturbursche. Gestern hat sie in einem der Hochbeete ganz viele Tütchen Samen ausgesät, weil sie Pflanzen vorziehen will. Habe dann alles noch mal nachkontrolliert und mit meinen Krallen tüchtig verharkt. Gab Schimpfe, dabei wollte ich doch nur mal wieder helfen.
Als dann die große Plastikplane über dieses Hochbeet gelegt wurde, wegen dem Treibhauseffekt, haben Duna und ich mal ausgetestet, wie es sich anfühlt, darauf herum zu laufen. Gab wieder Mecker und uns wurde mit der Gießkanne gedroht.
Es fällt mir schwer, meine Hilfe bei der Gartenarbeit einzustellen, aber Wasser auf mein zartes Fellchen will ich ja nun doch nicht.
Der Kontakt mit Muschi und Duna ist ganz gut geworden. Manchmal spielen wir zusammen und manchmal streiten wir aber auch zusammen. Aber wir akzeptieren uns und wissen, dass wir hier alle zum Rudel gehören. Das zeigt sich schon da ran, dass wir Nachts alle oben, bei unseren Menschen schlafen und uns dort so sicher fühlen.
Wenn meine Menschen ihre Mahlzeiten einnehmen, sitze ich auch nicht mehr unter dem Tisch, - nein - ich springe einfach auf einen freien Stuhl, meistens neben Stefanie und dann schmuse ich mit ihr ein bisschen und schon bekomme ich Leckerchen. Käse, Fleischkäse und Fleischwurst mag ich am liebsten. Natürlich auch Geflügel, aber das gibt es ja nicht so oft hier, es sei denn, ich bringe mal was mit. Kommt aber nicht so oft vor, weil, dann gibt das hier Mecker, so von wegen, wir hätten das doch nun wirklich nicht nötig und seien immer satt genug. Tststs.
Wenn ich zuwenig Aufmerksamkeit bekomme oder meine Leute nicht merken, dass ich raus will, zwicke ich sie ins Bein. Das finden sie zwar nicht so toll, aber Brigitte sagt immer, eine Macke muss schließlich jeder haben und wenn es nicht schlimmer wird, geht es ja noch. Auf jeden Fall merken die Betroffenen, hähä, dann immer, dass ihr Lieblingskater etwas von ihnen möchte.
Ihr merkt es ja nun beim lesen, hier bin ich voll zu Hause und ich fühle mich rundherum wohl.
Auch wenn schon mal etwas nicht so angenehmes passiert. Weil ich ja immer hinter Brigitte herlaufe, hatte ich neulich mal zwei Stunden Einzelhaft im Heizungskeller. Dort hängt Brigitte im Winter und bei Regen nämlich die Wäsche auf und ich stöbere in den Ecken und Regalen rum, weil es hier sehr interessant ist. Und da hatte Brigitte wohl gedacht, ich sei schon wieder raus gelaufen und hat tatsächlich Licht aus und Tür zu gemacht.
Da war ich nun ganz alleine, mit der blöden, lauten Ölheizung, einem Regal voller Werkzeug und Weihnachtsdeko und der nassen Wäsche. Man war das ätzend. Mein Mauzen hat niemand gehört, weil niemand vor der Tür war und es hat zwei gute Stunden gedauert, bis Brigitte endlich gemerkt hat, dass sie mich schon länger nicht gesehen hatte.
War ich vielleicht froh, als sie mir endlich die Tür aufgemacht hat. Ganz doll schmusen musste ich dann erst mal und mein Hunger war entsetzlich. Hab dann aber gleich in der Küche einen dicken Klecks Sprühsahne in den Napf bekommen, hmmm.
Überhaupt nicht mag ich, wenn meine Leute weg gehen. Zur Schule, arbeiten, einkaufen, die Kinder wohin fahren oder abholen, Gassi gehen mit den Hunden, und was weiß ich nicht noch alles.
Obwohl ich ja gar nicht wirklich alleine bin - die zwei Miezen und die beiden Hunde sind ja auch noch da, meistens jedenfalls, komme ich mir verlassen vor und gucke ganz traurig wenn ich mit bekomme, dass jemand geht.
Wenn Brigitte dann zurückkommt, erkenne ich sie schon am Gang, unser Auto erkenne ich schon am Motorgeräusch und dann hole sie meistens am Hoftor ab oder komme gleich angerannt. Es muss ja gar nicht dauernd was mit mir gemacht werden, aber da sein sollen sie doch bitte, einfach nur da sein.
Brigitte meint, dass ich mich noch dran gewöhnen muss, weil es ja gar nicht anders geht und ich soll doch froh sein, wenn ich mal von allen erholen kann. Ich kann mich aber nur erholen, wenn ich weiß, es ist jemand zu Hause. Dann fühle ich mich gut.
Nur wenn all zu viel Besuch da ist über längere Zeit, da bekommen wir Katzen alle Probleme damit und freuen uns, wenn wir hier mit unserem Rudel wieder alleine zu Hause sind.
Ja, zu Hause - hier ist jetzt mein richtiges zu Hause. Hier kann ich in aller Ruhe alt werden und werde immer so akzeptiert und geliebt, wie ich bin. Meine Sprache wird hier verstanden, von Allen im Rudel.
So geht es mir gut und das wird auch so bleiben.
Macht es gut, bis irgendwann
Koko Kater der 1.
Nachtrag
Im Jahre 2009 verstarb unser Superkater Koko an akutem Nierenversagen. Wir waren Fassungslos, weil wir davon ausgingen, es sei nur eine Zahnsanierung nötig, damit er wieder besser fressen kann.
Duna verstarb an Silvester 2008 an Krebs und irgendwie haben Jürgen und ich das Gefühl, auch im Jahre 2011, alle Tierfreunde, die inzwischen schon gehen mussten, sind hier immer noch an unserer Seite.
Wir lieben sie noch immer und vermissen ihre ganz individuelle Art , die unser Leben so wunderbar bereichert hat.