Neues von Kater Koko(do)
Brigitte Betzel-Haarnagel, Dezember 2004
Nur damit Ihr alle bescheid wisst - es geht mir hier supergut!!!!!
Meine Familie hat mich aus dem Tierheim adoptiert, als sie im Rundbrief von mir gelesen hatte. Die ganze Familie war sich einig, um zu verhindern, dass mir je wieder ein Unheil zustößt, müssen sie mich abholen. Sie können nur sich selber trauen, und haben auch schon sehr viele unfaire, böse Menschen kennen gelernt.
Von meinen anfänglichen Ängsten ist nicht mehr viel übrig geblieben, wozu auch? Hier sind die Menschen alle so nett zu mir, so kann ich ohne Angst leben. Keine Hände und Füße die mir wehtun, im Gegenteil, die streicheln und graulen mich dauernd so toll. Und jedes Mal, wenn ich in die Küche komme, werde ich gefragt, ob ich mein Napf haben will. Das steht nämlich auf einem alten Küchenschrank, damit die beiden Hunde hier nicht das Katzenfutter Mundrauben. Und weil ich ja nicht hoch springen kann, bekomme ich halt mein Napf immer runter gestellt wenn ich darum bitte. Lecker, immer mit Sahne dazu, in der ich noch meine Medikamente bekomme. Bestimmt bauen die mir noch ein Treppchen mit Teppich drauf, damit ich auch in Zukunft alleine zu dem Katzennapf klettern kann.
Bloß vor Martins Rollstuhl ist mir noch ein bisschen bange. Obwohl, gestern Abend habe ich gesehen, als Martin schon im Bett war, dass Muschi sich in den Rollstuhl zum Schlafen gelegt hat. Ob ich es mal versuche??
Und weil wir gerade beim Thema Hunde sind, das sind zwei prima Kumpel, ehrlich. Zwar habe ich die Beiden anfangs vorsichtshalber mal tüchtig angefaucht, haben die aber nicht wirklich ernst genommen. Inzwischen tobe ich, besonders mit dem Kleineren, wie wahnsinnig hier durchs Haus. Brigitte sagt immer, würde sie es nicht mit eigenen Augen sehen, sie könnte es nicht glauben, dass ich trotz meiner Behinderung, die ich einem bösartigen Menschen zu verdanken habe, so beweglich und flink bin.
Ich hatte nicht vor, nach diesem üblen Überfall schon zu sterben, das hatte die nette Frau vom Tierheim sofort erkannt, als sie mich fanden, nach Tagen, in einem Strassengraben. Schwerst verletzt, fast verhungert und ganz alleine. Die Leute in der Tierklinik haben mich wieder toll zusammengebastelt. Jetzt habe ich einen Beckenersatz aus Metall und verdrahtete Hinterbeine. Schmerzen habe ich im Moment keine, Brigitte hat nur Angst, dass meine neue Innenausstattung meinem turbulenten Bewegungsdrang, und meiner nicht mehr zu überbietenden Lebensfreude, irgendwie nicht stand halten könnte. Verkneifen will ich mir aber gar nichts. Was geht, geht, basta!!!!
Die beiden Katzenmiezen, die auch hier leben, sind ja ganz hübsch grau getigert, und ich würde ihnen ja gerne mal näher kommen- bloß, wenn sie mir auffordernd zuzwinkern und ich dann auf sie zugehe, fauchen die mich doch tatsächlich an und drehen mir ihren süßen Rücken zu. Na ja, Mädels eben, typisch dafür. Aber die werden schon noch von alleine kommen- weil ich hier nämlich der tollste Kater im Haus bin, jawohl.
Kurz nach meinem Umzug nach Tamm, hatte ich mich ja entschlossen, auf Sofa und Sessel im Keller zu leben. Dort habe ich mich erst mal sicher gefühlt. Inzwischen bewohne ich aber doch lieber das Wohnzimmer und das Sofa gehört mir. Habe ja schließlich schnell gemerkt, dass hier keine Gefahr mehr droht für mich, niedliches, schwarzes Kerlchen.
Dass ich nicht mehr hoch springen kann, hatte ich schon erwähnt, aber - ich kann sehr gut weit springen, hmhm. Also erst mal ziehe ich mich mit den Krallen am Sofa hoch, dann auf die Lehne und nun geht es los. Vom Sofa auf den Sessel und wieder zurück, dann noch eine Runde auf dem Couchtisch drehen und wieder springen, auf das Sofa dann auf den Sessel. Da lachen die alle hier über mich, aber ich muss doch auch irgendwie Bodybuilding machen, das gibt Muckis, will ja schließlich den Miezekatzen hier doch noch imponieren.
Meine etwas grobe Art mit Menschen zu spielen habe ich übrigens etwas geändert. Nur bei Jürgen mache ich es ab und an noch. Bei den Kindern sowieso nicht, wenn Besuch kommt, zeige ich mich eh von meiner besten Seite und genieße es lieber, bewundert und gegrault zu werden. Bei Brigitte habe ich es zweimal versucht, aber die hat mich doch tatsächlich angefaucht und zwar ganz dolle. Da bin ich doch lieber ein bisschen vorsichtiger geworden. Wusste gar nicht, dass sie Fremdsprachen spricht.
Ansonsten habe ich hier sehr viele Freiheiten. Ich darf die Gardinen durchlöchern, die Weihnachtsdeko runter reißen und mit allem was rum liegt, überall spielen. Am liebsten spiele ich mit den gelben Dingern von den Ü-Eiern der Kiddis und mit kleinen Stofftierchen Mäuschen fangen.
Ähm ja, da war da noch die Sache mit dem geklauten Papier aus dem Drucker, als Brigitte am PC saß. Aber es hatte so schön geraschelt und sich bewegt, als sie die Weihnachtspost ausdrucken wollte.
Die Sache mit dem Katzenklo, na ja, wegen meinem Rücken kann ich nicht mehr so gut zielen, da haben sie hier im Haus nun vier Katzenklos mit Dach aufgestellt. Nun scharre ich nur noch etwas Streu raus und damit löse ich anscheinend große Freude aus, denn es kommt immer jemand hinter her und fegt das Streu wieder auf. Komische Hobbies haben die hier, nicht?
Aber ich mache mich auch nützlich im Haushalt. Wenn ich nicht gerade schlafe oder mit den Hunden spiele, dann laufe ich immer hinter Brigitte her und helfe. Hängt sie im Keller Wäsche auf, ziehe ich auch schon mal ein Wäscheteilchen wieder vom Wäscheständer runter. Legt sie oben im Wohnzimmer die trockene Wäsche zusammen, ziehe ich die gelegten Teile wieder auseinander oder klaue mir ein Paar Socken, damit kann ich auch Fangen und verkloppen spielen.
Am Sonntag wollte ich hier mal so richtig aufräumen im Wohnzimmer und habe unter den Buchregalen alles Mögliche mit meinen süßen Pfötchen raus geholt. Spielzeug von den Hunden, runter gefallene
Nüsse und Kugelschreiber und jede Menge graue Staubmäuse. Klar hat sich Brigitte wieder gefreut, so doll, dass sie gleich mit dem Staubsauger ankam und der durfte dann auch mitspielen. Ich mag diesen
Kerl aber nicht und bin schnurstracks mal wieder in den Keller gerannt. Ich kenne ja das Häuschen hier inzwischen vom Keller bis zum Dach, besser als alle anderen hier und da sie hier auf den Treppen
Sisalteppichmatten verklebt haben, komme ich auch problemlos überall
hin.
Ja und dann kann ich was Tolles. Muss ich Euch noch erzählen. Ich kann meine Menschen erziehen und das klappt prima.
Immer, wenn sie sich zu den Mahlzeiten an den großen Esstisch im Wohnzimmer setzen, setze ich mich darunter, fange laut an zu schnurren und blinkere meine Menschen mit meinen schönen, grünen Katzenäuglein an und - es ist einfach super- sofort bekomme ich ein Stückchen Wurst oder Käse vor mein Schnuffelmäulchen gehalten. Prima, nicht?
Was glaubt Ihr, wie ich mich auf Weihnachten freue. Da soll es nämlich Pute geben, eines meiner Leibgerichte. Den besten Platz unterm Tisch werde ich mir reservieren, ganz bestimmt.
Der Service ist hier sowieso vom Feinsten. Pünktlich früh morgens um 5.10 Uhr wird mein erstes Frühstück serviert.
Aber das tollste soll nächste Woche kommen, da bin ich genau drei Wochen hier zu Hause.
Ich darf raus gehen in den Garten. Ja ehrlich. Meine Menschen haben hier alles komplett eingezäunt, nur damit mir nichts mehr passieren kann. Es fehlt nur noch das Hoftörle, da wird eine Plexiglasplatte vorgeschraubt. Muschi und Duna können ja über die Mauer springen, wenn sie wollen, für sie ist es nicht schlimm.
Brigitte kann meine traurigen Augen kaum noch ertragen, wenn ich bettelnd an der Terrassentür sitze, weil ich mit hinaus in den Garten gehen will, wie die Hunde, die Katzen und meine Menschen. Im Haus laufe ich doch auch ständig hinter ihr her, und wenn sie raus geht, darf ich nicht mitkommen.
Aber es dauert nicht mehr lange - Sonntag ist mein Tag der Freude.
Bis bald mal wieder, ich melde mich wieder.
Ergebenste Grüsse
vom Schwarzen Kater Koko(do)