Teddy - geliebter Tierheimhund

Brigitte Betzel-Haarnagel, 1992

Im Frühjahr 1980 stand der Familienentschluss fest - die Familie wird vergrößert, wir wollen einen Hund.

 

Tier und Artenschutz war schon lange unser Thema. So wussten wir auch nur zu genau, wie viele ungewollte Tiere in Tierheimen und Tierauffangstellen zur Vermittlung beherbergt wurden. Klar, dass außer Frage stand, unser neues Familienmitglied wartet in solch einer löblichen Einrichtung auf uns.

 

Verbunden mit einem Besuch im Heimtierpark, standen wir dann Dienstagnachmittag vor den Gehegen der Neumünsteraner Tierauffangstation. Restlos überfordert und auch erschüttert über die hohe Anzahl der Mussgäste, die uns hier entgegen sprangen und bellten, machten wir wohl alle vier einen so hilflosen Eindruck, dass einige Schülerinnen, die hier in der Station ehrenamtlich ein Stück Verantwortung mit übernahmen, auf uns aufmerksam wurden.

 

Da wir unsere Kinder, damals zwei kleine, siebenjährige Jungens an der Hand hatten, führten uns die Mädchen, die wohl wirklich schon einen Blick für die passenden Partner ihrer Schützlinge hatten, zu einem der Gehege, das nur von Hundewelpen bewohnt war.

 

Ein ganzer Wurf, ca. 6-8 Wochen alter, süßer, dunkler Hundebabys war vor einigen Tagen ausgesetzt worden. Wahrscheinlich Schäferhundwelpen war die allgemeine Meinung des Fachpersonals. Und wupps, hatte ich eines dieser, durch den üblichen Zwingerschmutz leicht angeschmuddelten, ganz individuell duftender Wauwis auf dem Arm.

 

Das Hundchen schien keinerlei Probleme mit der Wahl des Mädels zu haben. Sofort schlabberte es mit hohem Eifer unsere Gesichter, Hände und was es sonst noch erreichen konnte, mit nasser Zunge ab.

 

Tja, und dann war es ja klar, das Hundchen hatte sich entschieden- für uns.

Ihr Name sei Teddy - so hätten die Mädchen sie getauft, und wir sollen Teddy immer ganz doll lieb haben. Das war auch keine Frage mehr, nach dieser stürmischen Begrüßung.

 

Noch ein paar Formalitäten, 125 DM Schutzgebühr und wir fuhren nach Hause.

Die Autofahrt schien Teddy gar nichts auszumachen, entgegen meiner Bedenken, dass sie vielleicht Angst bekommen könnte, oder es könne ihr übel werden. Teddy saß auf meinem Schoß und schlabberte und schlabberte.

 

"Soso, ein Schäferhundmädchen bist Du also, Du braune Knutschkugel", sagte ich zu ihr. Dabei sahen mich ihre braunen, treuen Augen sehr aufmerksam an. Irgendwie muss Teddy damals schon gewusst haben, dass sie es jederzeit schaffen kann, besonders mich, um den kleinen Finger , äh, die kleine Kralle zu wickeln.

 

Genauso kam es dann auch. Nie konnte ich ihr richtig böse sein, egal was immer sie auch anstellte, was phasenweise nicht unbedingt wenig war. Tüchtig ausgeschimpft und des Öfteren angeleint, das habe ich sie schon. Aber zu mehr negativen Gefühlen brachten es Teddys Hundestreiche nie bei mir.

 

Heute ist meine geliebte Teddy schon im Hundehimmel. Seit 1 3/4 Jahren ist sie nicht mehr bei mir und noch immer vermisse ich dieses liebe Wesen so sehr.

Teddy sollte nie ein Kinderersatz werden. Kinder lebten unter unserem Dach an ausreichender Zahl. Ein eigener Sohn, Kurzzeitpflegekinder, ein Adoptivkind, ein Langzeitpflegekind.

 

Die meisten unserer Kindergäste waren behindert, in irgendeiner Form. Teddy hatte immer für die individuellen Verhaltensmuster dieser Kinder- ja wie soll ich es nennen? - das richtige Feeling.

 

Teddy war stets tolerant und erkannte immer das genaue Maß an Hundezuwendung, das jedes einzelne Kindchen brauchte.

 

Zwar hat es alles in allem drei Jahre gedauert, bis Teddy stubenrein wurde - sie hatte das sich Lösen im Zwinger noch lange als das Richtige an gesehen - obwohl ihre Verweilzeit im Tierheim gar nicht lange war-, was auch ein bisschen meine Schuld war, da ich es nie übers Herz brachte, Teddy mit Gewalt zu erziehen. Da ich sowieso dafür zuständig war, den Dreck weg zu machen, und da ich wusste, wie Teddys Fehlverhalten zustande kam, veranstaltete ich eben einige Reinigungsaktionen mehr.

 

Natürlich versuchte ich den Bewegungsradius unseres neuen Familiemitgliedes, so zu erweitern, dass sie automatisch nach draußen gehen musste, um sich zu lösen, ich versuchte es mit Belohnung, wenn es draußen dann geklappt hatte, beim Gassi gehen, aber unser Hundi war in dieser Beziehung ein schwieriger Fall.

Mit Sicherheit kann ich sagen, dass unsere Kinder nie wegen der Unsauberkeit von Teddy und später auch der, von gestörten Katzen, die bei uns ein zu Hause fanden ,krank wurden .Einige unserer Besucher fanden es nicht besonders toll, dass hier so viele Tiere in so engem Kontakt mit Menschen lebten, aber das sah ich nun wirklich als deren Problem an.

 

Aus Teddy wurde übrigens nie ein Schäferhund. Sie sah bloß als Welpe sehr danach aus .Als sie ein halbes Jahr alt war, konnte ich erkennen, dass meine Süße eine perfekte Mischung aus Setter, Labrador und Aufwischmop war. Nicht besonders preisverdächtig, aber darauf kam es in diesem Haushalt auch niemandem an.

Am allermeisten zeigte sich der Setter in ihrem Wesen. So ab und an überkam Teddy der unbändige Renn- und Jagdtrieb. Das heißt, richtig gejagt hat sie eigentlich gar nicht. Manchmal, wenn wir auf unseren langen Spaziergängen durch Wald und Moor ganz dicht an ein paar Rehen oder Kaninchen vorbeigingen, hat Teddy diese nicht einmal bemerkt. Sie lief und tobte gerne lange und ausdauernd, das war es dann aber auch schon.

 

Die Herren Jäger des Dorfes drohten mir mit Abschuss des Hundes, weil er und ich gegen die Hundehalterverordnung verstießen. So musste auf Teddy schon ein ganz besonderes Auge geworfen werden. So gut es möglich war wurden Zäune und Pforten unseres Grundstückes erhöht und stabilisiert.

 

Zur damaligen Zeit hatten wir noch Schafe, Ziegen, Hühner, Kaninchen und so einiges an Tierwaisenkindern. Mit ihnen wollte Teddy immer spielen. Leider haben dieses Spiel drei Hühner nicht überlebt und Teddy hatte noch nicht gelernt, dass sie mit Hühnern nicht spielen kann und darf.

 

Anfangs war es Mitleid mit dem kleinen, ausgesetzten Welpen und Teddy behielt es ganz einfach bei, immer am Fußende unseres Bettes zu schlafen.

Irgendwie brauchte ich diesen warmen Hundekörper dann auch zu meinen Füßen zum einschlafen. Immer war es Teddy, die als Erste darauf hinwies, dass es Zeit wurde, ins Bett zu gehen. Sie legte die Zeit auf 22.00Uhr fest, regelmäßig.

Zu der Anfangszeit mit Teddy konnte noch niemand erahnen, welch wunderbares Sozialverhalten diese Mischlingshündin noch entwickeln sollte. Was dabei herauskam war einfach traumhaft.

 

Angefangen hatte alles im Frühjahr 1981. Teddy ging des Öfteren mit uns die lieben Nachbarn besuchen. Auf einem Grundstück lebten schon seit Jahr und Tag viele Katzen. Nicht im Haus, sie bevölkerten Schuppen, Heizungskeller und nicht auffindbare Ecken .Diese unkontrollierte Vermehrung ,die sich wohl seit 15 Jahren mal mehr und mal weniger zur Aufgabe machte, Katzen ja nicht aussterben zu lassen, hielt zu dieser Zeit ein Level von ca. 20 Katzen.

 

Eine Kätzin war wohl überfahren worden, die Raser machen auch leider in einer friedlichen Moorgegend keine Ausnahme- und die Nachbarn versuchten die Jungen der Kätzin, die gerade erst dabei waren ihre Äuglein zu öffnen, mit der Flasche aufzuziehen.

 

Die Kiste voller Kätzchen stand im Garten der Nachbarn in der warmen Frühlingssonne, damit die Kleinen ein bisschen Sonnenwärme des Tages ab bekamen. Vorsichtig und neugierig schaute Teddy in diese Kiste. Sie schnupperte eifrig und begann ganz spontan die kleinen Winzlinge liebevoll abzuschlecken. Damit sie es etwas einfacher haben sollte, legte ich ihr die kleinen Miezen an ihren Bauch. Die Kätzchen begannen ihrem natürlichen Trieb zu folgen. Sie suchten die Milchbar, die leider noch geschlossen hatte.

Teddy putzte und putzte und wurde dabei immer eifriger. Sie wollte nicht mehr mit nach Hause kommen sondern genau dort liegen bleiben, wo sie mit den kleinen Miezen lag.

 

Da Teddy mich so verzweifelt ansah, beschloss ich, zwei dieser Waisenkinder mit nach Hause zu nehmen. Die Ernährung konnte ich ja übernehmen und Teddy, wenn sie denn so unbedingt wollte, ja den Rest. So dachte ich.

Ich musste ihr die kleinen Kätzchen vor die Nase halten und Teddy hinter mir her nach Hause locken, freiwillig wäre sie mir nicht gefolgt an diesem Tag. Sie verstand meine Geste und trottete schwanzwedelnd hinter den Miezchen und mir her.

 

Teddys Lieblingsplatz im Haus war, außer unserem Bett ein alter, klobiger Sessel, der in einer Ecke im Esszimmer stand. Darauf legte ich vorsichtig die Kätzchen, Teddy packte sich sehr behutsam dazu.

 

Da ich schon Erfahrung mit der Aufzucht verwaister Katzen hatte, begann ich noch in der nächsten Stunde, die Kleinen Welpen mit frisch gemolkener Ziegenmilch zu Pipetieren.

 

Wärme und Liebe gab ihnen Teddy, saugen durften sie auch bei ihrer Pflegemutter und der Rest war zu schaffen.

 

Den Nachbarn verblieben zum Aufziehen noch zwei Geschwister der Kätzchen, sie waren nicht gram darüber, etwas entlastet zu werden.

Womit ich nie und nimmer gerechnet hatte, vor allem nicht, weil Teddy noch nie selber Junge hatte, war, dass sich ihre Milchbar nach drei Tagen zu füllen begann. Ich konnte sehen und hören wie die beiden Miezchen, so winzig sie auch waren, schnurrten und saugten und wie sich Teddys Gesäuge veränderte. Als ich mit leichtem Druck nachkontrollierte, ob es wirklich kein Irrtum war, hatte ich richtige, weiße Milch auf den Fingern.

 

Mir kamen die Tränen vor Freude und Rührung. Mein über alles geliebtes Hundemädchen hatte anscheinend die gleichen Anwandlungen wie ich, ihr stolzes Frauchen. Sie suchte sich fremde Kinder um sie lieb zu haben und aufzuziehen.

Diese beiden Kätzchen waren erst der wunderbare Anfang. Im Laufe ihres zehnjährigen Lebens hat Teddy mindestens dreimal im Jahr verwaiste oder überwürfige Katzen und Hundewelpen allerbestens und superliebevoll versorgt. Immer wenn es von Nöten war, bekam Teddy Milch und immer im richtigen Augenblick bekam sie Muttergefühle.

 

Sogar einige unserer großen, verwaisten Katzen, die durch irgendeinen Zufall bei uns landeten, legten sich einfach mit an Teddys geöffnete Milchbar und holten sich, was sie anscheinend in frühster Kindheit nicht ausreichend bekommen hatten. Es war eine wunderbare Harmonie zwischen Teddymama und ihren Ziehkindern, dass dies einfach mit Worten nicht zu beschreiben ist, aber es war sichtbar und sensible Seelen konnten das Charisma dieser Zuneigung spüren.

Natürlich hatte Teddy auch ein paar Problemchen. Vor allem, wenn sie vor etwas Angst hatte. So zum Beispiel Fahrradfahrer oder Motorradfahrer die an unserem Grundstück vorbeidüsten. Diese wurden immer ganz gefährlich angebellt. Aber bei Teddy traf der Spruch tatsächlich zu: Bellende Hunde beißen nicht.

Einer von Teddys besten und liebsten Freunden war unser netter Briefträger. Jeden Tag wurde er sehr freudig von Teddy begrüßt und sie hörte das Postauto schon lange, bevor es überhaupt zu sehen war hinter der Kurve zu unserem Haus.

 

Fast zehn Jahre hielt diese innige Freundschaft an. Unser lieber Briefträger ging in Pension, bevor auch Teddy von uns ging. Lange Zeit brauchte ich, bevor ich es ihm erzählen konnte. Wir trafen uns ab und an beim Einkaufen in der Stadt. Er mochte Teddy wirklich, das hatte sie immer gespürt.

Durch diese liebe Beziehung zwischen Teddy und dem netten Briefträger konnte ich nie so recht verstehen, wie das Phänomen zustande kommt, dass Briefträger so häufig von Hunden gebissen werden.

 

Dieser Briefträger war immer nett zu allen Hunden, hat mit ihnen geredet, sie gestreichelt und die Hunde sogar ab und an mit einem Leckerli beglückt. Hatte er Urlaub und sprach ich seine Kollegen auf diese Problematik an, kam schon durch, dass er um sein Händchen für Hunde beneidet wurde.

 

Jahrelang hat Teddy alle Rüden, die sie in Sachen Liebe begehrten immer energisch abgewiesen. Im zarten Alter von fünf Jahren wurde sie dann doch schwanger. Irgendwie war dieser ungeplante Nachwuchs auch noch durch meine teilweise vorhandene Naivität entstanden.

 

Eine gute Bekannte kündigte ihren Besuch an und fragte, ob sie ihren Rüden mitbringen könne. Obwohl ich wusste, dass Teddy läufig war hatte ich keine Bedenken. Zum einen kam ja noch nie ein Rüde zum Zuge bei ihr und zum anderen hatte ich irgendwie vergessen, dass der Rüde meiner Bekannten nicht mehr das Hundebaby war, das ich vor sechs Monaten bei ihr gesehen hatte.

Jedenfalls, das Auto meiner Bekannten hielt vor unserem Hoftor, besagter Rüde kletterte als Erstes heraus. Besucherempfangend stand Teddy schon wartend am Tor und dann - also, das war dann eine reine Privatsache der beiden Vierbeiner und nicht zu verhindern.

 

Nach drei Stunden, wir Menschen nahmen an, es wäre alles erledigt, kam es dann noch mal zu solch einer Privatsache.

 

Alle Welt lachte mich aus dafür. Gerade ich, die nun wirklich allerlei Erfahrung in solchen Tierangelegenheiten hatte, hatte doch glatt vergessen, dass ein kleiner Rüde sehr schnell groß wird.

 

Nun ja, Teddy war schwarz und kurzhaarig, ihr junger Lover ein hübscher, beigefarbener Schäferhund.

 

Normalerweise ist eins und eins ja zwei, aber in diesem Falle waren es neun.

Neun süße, winzig kleine Wauzileins kamen dann im Oktober innerhalb von fünf Stunden zur Welt.

 

Nicht so ganz von alleine. Als Teddy vier Tage über die Tragzeit war musste ein Tierarzt ihr eine weheneinleitende Spritze verpassen und nach drei Stunden ging es dann los, ohne Komplikationen.

 

Teddy lag in ihrer Wurfkiste, die im Wohnzimmer vor der Heizung stand-stolz die glückliche, erfahrene Mutter.

 

Fünf der Welpen kam ganz nach der Mama, die restlichen Vier waren ganz der Papa. Aller sehr hübsche, reizende Wonneproppen.

Als die kleinen Hundchen dann anfingen, die Wohnung unsicher zu machen ,meine Tochter im Krabbelalter war und es recht stressig wurde, die kleinen Seen und Häufchen trotz Freilauf im Garten immer sofort zu beseitigen, bekam die Hundefamilie den halben Tag eine Box im Stall zugeteilt.

 

Als die Tierchen alt genug waren, bat ich den Tierschutzverein um Vermittlungshilfe, was auch sehr gut klappte. Schließlich sollten diese Früchte der Liebe nur in allerbeste Hände abgegeben werden.

 

Es dauerte keine zwei Monate, nachdem die Hundchen aus dem Haus waren, als Nachbarskinder ein wohl ausgesetztes, völlig abgemagertes, zerrupftes Katzenkindchen anbrachten.

 

Teddy kam zur Tür, um nachzusehen, wer da eben geklingelt hatte .Ich hielt ihr das kleine Geschöpf unter die Nase, Teddy schnüffelte an ihm, nahm es in ihren Spezialtragegriff, bei dem das Köpfchen des Katzenbabys völlig in ihrem Maul verschwunden war und brachte es schnurstracks zu ihrem Sessel.

Milch schien sie anscheinend immer noch zu haben, das Kleine wurde jedenfalls immer satt.

 

So vergingen die Jahre. Teddy war eine wunderbare Amme. Oft bat ich den Tierschutzverein oder den Katzenschutzverein um Vermittlung, manchmal nahm auch einer unserer Gäste eines von Teddys Schützlingen mit.

 

Als meine Tochter dann anfing zu laufen, kümmerte Teddy sich auch sehr intensiv um sie.

Teddy ließ sich nicht ausreden, laufende Nässchen zu putzen und das merkwürdige war, kam ich mit einem Taschentuch, nahm das gute Kind Reißaus. Teddy mit ihrer Schlabberzunge aber durfte. Wahrscheinlich hätte ich dieses Naseputzen eh nicht verhindern können, dazu war ich wohl irgendwie zu langsam. Bis kurz vor ihrem Tode hat Teddy stets das Nässchen meiner Tochter pflichtbewusst kontrolliert.

 

Das Unglück begann, als Teddy zehn Jahre alt war. Ich habe es nicht gleich bemerkt und dachte anfangs, sie hätte zu viel Milch. Aber, wie sich am Ende herausstellte, es war bösartiger Krebs in Gesäuge und Gebärmutter, wie er leider oft Hündinnen befällt.

 

In ihrem letzten Jahr hat Teddy noch vier Kätzchen und einen Hundewelpen großgezogen, dann musste sie operiert werden.

 

Ihre Gebärmutter war zwei Kilo schwer, so verwachsen war alles schon. Wie sehr hatte ich gehofft, dass keine weiteren Wucherungen entstehen würden. Ein halbes Jahr später war Teddys Gesäuge befallen. Ein routinierter Tierarzt wollte es noch mal versuchen. Er rief aus der Praxis bei mir an um mir mitzuteilen, dass es für meine Hündin nur eine Quälerei wäre, würde er sie wieder aufwachen lassen. Sie sei durch und durch verwuchert.

 

Teddy zuliebe musste ich mich wohl dem grausamen Schicksal fügen. Alles in mir wehrte sich gegen diese Entscheidung, irgendwie wollte ich es nicht wahr haben. Ich hatte dieses Tier doch so lieb, wir alle hatten Teddy lieb. Es war so schwer sie los zu lassen.

 

Selbstvorwürfe kamen. Vielleicht war ich an allem Schuld weil ich sie immer wieder Pflegemutter sein ließ. Vielleicht war es die Scheidung und sie vermisste ihn so sehr, dass sie dadurch todkrank wurde. Vielleicht litt sie darunter, dass ihre Zöglinge meist wieder weggegeben wurden, vielleicht war das Futter verkehrt. Vieles kam in mir hoch und doch war nichts mehr zu ändern.

Mir war klar, eine zweite Teddy würde es nie mehr geben. Ich konnte mich so absolut auf sie verlassen im Umgang mit den Kindern. Nie, nie hätte sie zugebissen. Wenn es mir elend ging, hat sie mich getröstet. Immer hat sie gespürt, wenn etwas nicht in Ordnung war.

 

Es war nur ein Hund, aber ihr Tod hat mich schwer getroffen.

Dann mussten wir umziehen, in ein anderes Dorf. Schlagartig holte mich die Vergangenheit wieder ein.

 

Plötzlich stand Teddy auf der Straße vor unserem Haus. "Was machst Du denn auf der Straße?" hörte ich mich sagen. In meinem Kopf hämmerte es, "aber sie ist doch tot.".

 

Meine Kinder konnten es auch nicht verstehen, plötzlich stand dort ein Ebenbild unserer Teddy, aber es reagierte nicht auf unsere Rufe.

 

Die neuen Nachbarn hatten wohl zufällig auch einen Welpen aus Teddys Wurf erwischt. Es war ein Rüde, der aussah wie Teddy, fast bis ins kleinste Detail, der sich exakt bewegte wie Teddy, sogar seine Bellaute waren fast gleich. Dieser Hund war nur auf eine andere Familie geprägt. Er lebte noch drei Jahre, verstarb dann auch an Krebs.

 

Wir bekamen von einer guten Bekannten ein Retrievermädchen, mit dem wir gerne leben und das nun unsere Liebe bekommt.

 

Teddy lebt in meinem Herzen weiter und ich bin dankbar dafür, dass ich sie zehn Jahre um mich haben durfte, dieses liebevolle Hundeherz, das viel zu früh aufhören musste zu schlagen.