1. Dezember bis 7. Dezember 2009
Dienstag, 1. Dezember 2009
Notartermin wegen der Verlängerung der Betreuung. Nun ist sie für sieben Jahre erteilt. Ob wir mit Martin überhaupt noch sieben Jahre haben werden?
Melli war heute mit ihm in der Werkstatt, seine ehemaligen Kollegen besuchen. Martin hat sich sehr gefreut über diese liebe Abwechslung. Wie gerne würde er wieder arbeiten können, so wie früher. Er vermisst den Trubel in der WfB so sehr.
Am Abend kam auch Frau Kuhn, Martins Religionslehrerin., zu Besuch Melli besprach mit den anderen Bewohner den geplanten Besuch des Weihnachtsmarktes-in Ludwigsburg nächste Woche.
Martin begann zu weinen, für ihn ist es noch zu früh und zu gefährlich solange in der Kälte zu sein. Wir haben ihn auf nächstes Jahr vertröstet, wenn seine Kopf und Rumpfkontrolle wieder besser, aktiver ist.
Mittwoch, 2. Dezember 2009
Bauchschmerzen haben Martin geplagt und es war gar nicht einfach, heraus zu bekommen was ihn quält und bedurfte vieler Fragen, auf die Martin mit hektischer Atmung reagierte, und warum Martin ohne Unterbrechung weint.
Nach dem ins Bett bringen bekam Martin dann eine Wärmflasche auf sein Bäuchlein gelegt und muss wohl in der Nacht und am Morgen dann eine ausgiebige Darmentleerung gehabt haben.
Der arme Junge.
Donnerstag, 3. Dezember 2009
Einige Bewohner der Gruppe durften schon heute mit fahren zum Weihnachtsmarkt und es war hart für Martin, nicht mit dabei zu sein.
Melli meinte zum Abschied, dass sie mal schauen wollen, ob sie Martin etwas Schönes mitbringen können.
Als er dann ins Bett gebracht wurde, wollte er unbedingt mit dem Gesicht in Richtung Zimmertür gelagert werden, damit er ja die nicht verpasst, wenn seine Mitbewohner wieder zurück kommen.
Es tut einfach nur weh, ihm nicht besser helfen zu können.
Freitag, 4. Dezember 2009
Was die Gruppe Martin vom Weihnachtsmarkt mitgebracht hatte, konnte Jürgen noch nicht raus finden. Aber als er Martin darauf angesprochen hat, kam ein dickes Strahlen über sein Gesicht.
Wie schrecklich muss es sich anfühlen, plötzlich nicht mehr am Leben teil nehmen zu können und immer nur warten zu müssen, ob jemand an Martin denkt , zu ihm kommt, für ihn da ist.
Samstag, 5. Dezember 2009
Martins Weinen ist sicher oft auf seine Situation bezogen, oder es tut ihm Etwas weh. Heute konnten wir nicht herausfinden, warum er so heftig und aufgeregt, und sehr lange geweint hat.
Es tut uns so weh so gar nicht zu wissen, wie wir ihm noch helfen könnten damit es ihm wieder besser geht.
Sonntag, 6. Dezember 2009 - Nikolaustag
Und der erste Versuch, mit Martin eine Veranstaltung in der Einrichtung zu besuchen. Ab 14 Uhr fand die alljährliche Nikolausfeier in der Mehrzweckhalle der Einrichtung statt.
Zuerst hatte Martin sich sehr gefreut, dann hat ihn seine frühere, so sehr von ihm verehrte Freundin ignoriert ( sie kann mit ihm in diesem Zustand nichts mehr anfangen) , es war ziemlich kalt in diesem Raum und für Martin sicher zu viele Menschen und zu laut.
Wir haben noch den Nikolaus abgewartet und sind gegangen. Martin musste auch dringend abgesaugt werden. Es ging ihm nicht mehr gut an diesem Nachmittag. Er ist freudig mit uns mit gekommen und dann plötzlich sehr traurig geworden.
Als der Nikolaus zu Martin kam und uns frohe Weihnachten wünschte, während er Martin mitleidig streichelte, kamen mir die Tränen. Es fällt mir immer schwerer, meine Tränen zurück zu halten.
Die ganze Normalität unseres Lebens besteht nicht mehr.
Geärgert habe ich mich tüchtig über die Gedankenlosigkeit einer Mitarbeiterin der Gruppe, die Martin zum Nikolaus, wie allen anderen Bewohnern, einen Naschteller ins Zimmer gestellt hat. Mir hat sie dann unterstellt, ich hätte was dagegen, dass sie Martin auch eine Freude machen wollte, und er hätte sich doch so sehr gefreut.
Nicht aus zu denken, was passieren würde, wenn Jemand, der den Sinn des Tracheostomas nicht versteht, und Martin Lebensmittel in den Mund stecken würde. Er würde den Mund garantiert aufmachen, da er die Ausmaße der Hirnblutung nicht versteht und diese Schluckstörung nicht spürt.
Wir haben Martin in seine Nikolaustasche neue, witzige Hausschuhe, ein quikendes Elchbaby und ein paar Autole gepackt. Die kleine Naschtüte von der Nikolausfeier haben wir auch blitzschnell umgetauscht gegen eine Tüte mit Autoles drin.
Naja, ich muss damit leben, dass auch solche Leute dort Dienst haben und kann inzwischen gut verstehen, warum Martin oft Probleme damit hat, wenn sie die verantwortliche Kraft ist.
Eigentlich hatte Martin schon eine Abneigung gegen diese Frau, als er vor drei Jahren in die Gruppe einzog. Er musste es halt lernen, dass es nicht nur Menschen gibt, die er auf Anhieb mag und mit denen zwischen ihm und ihnen die Chemie stimmt. Im Laufe der Zeit hat er sich damit arrangiert.
Böse hat sie es ganz bestimmt nicht gemeint, aber es hätte böse ausgehen können.
Montag, 7. Dezember 2009
Zumindest steht jetzt das Weihnachtsessen für die Gruppe fest. Schnitzel und Spätzle soll es geben nach Abstimmung.
Das wird wieder hart für Martin, wo er doch Schnitzel, gleich nach den Würstchen, so gerne gefuttert hat.
Was sollen wir nur, wie, an Weihnachten machen, damit es für Alle passend ist?