13. Oktober bis 19. Oktober 2009
Dienstag, 13. Oktober 2009
Auch heute geht es Martin nicht besser, er findet seinen Lebenswillen nicht wieder. Uns geht auch wieder schlechter, es ist so grausam, das Gefühl, dass Martin nicht mehr lange bei uns weilt.
Mittwoch, 14. Oktober 2009
Mein kleiner Mausebär beginnt, Blut zu erbrechen. Noch nicht sehr viel, aber ich kenne es von alten Menschen, wenn sie auf das Finale zugehen. Im KKH kann man Martin nicht mehr helfen und jede Untersuchung würde den armen Jungen nur noch mehr quälen. Wir müssen uns damit abfinden, es akzeptieren, was geschieht.
Ricky hat für Martins Geburtstag ein wunderschönes Poster geschickt, mit einem Formel 1 Wagen. Nun hoffen wir, dass Martin seinen 23. Geburtstag noch genießen kann.
Melli hat Martin heute mit seinem Bett in den Tagesraum geschoben, damit er am Leben der Bewohner ein wenig teilnehmen kann. Es geht ihm immer schlechter, er ist so schlapp, dass er im Moment nur noch liegen möchte.
Donnerstag, 15. Oktober 2009
.............und immer wieder frage ich mich nach dem Warum. Martin hat es nicht verdient, so leiden zu müssen. Warum gerade unser Kind? Warum so heftig?
Ich denke wieder an die Frau, die Martin auf die Welt gebracht hat. Kann sie denn überhaupt nicht spüren, wie schlecht es ihrem Kind geht? Denkt sie überhaupt jemals an ihren Sohn und sendet ihm gut Wünsche?
Können wir überhaupt noch Etwas tun, damit es ihm wieder besser geht?
Tränen und Trauer ewig vor Martin zu verbergen ist auch keine gute, ehrliche Alternative. Aber ich will es meinem Sohn doch nicht noch schwerer machen.
Heute habe ich erfahren, dass am Montag die Grippeschutzimpfung war. Ich denke mal, da es Martin schon nicht gut ging, dass dieses Drama nun eine--hoffentlich nur -- vorübergehende Verschlechterung seines Zustandes ausmacht.
Wenn wir ihn auf seinen Geburtstag ansprechen, lächelt er. Er freut sich wenigstens noch ein bisschen. Witzig fand er wohl auch, als ich sagte, dass, wenn er am Montag noch nicht im Rolli sitzen kann, sich ja alle Besucher und Gratulanten zu ihm in sein Bett legen müssen und dass es dann ziemlich eng wird für ihn.
Aber es ist ein Trauerbild, den noch so jungen Mann, in so einer schlimmen Verfassung zu sehen.
Im Moment hoffe ich nur noch von einem auf den anderen Tag und dass mein Kind nicht leiden soll.
Freitag, 16. Oktober 2009
Heute hat Martin glücklicherweise nicht mehr erbrochen, ist aber völlig erledigt und kann nur liegen. Der Heimarzt war da und hat prophylaktisch Antibiotika verordnet, da wohl alles nicht mehr wirklich ein zu ordnen ist.
Der Abstrich des Sputums war angeblich sauber, wir können es in Anbetracht des Aussehens kaum glauben, die Mitarbeiter der Gruppe auch nicht. Martin muss extrem oft abgesaugt werden. Martin hustet oft und heftig.
Aber wir sind ja schon dankbar, wenn alles nicht noch schlimmer wird. Für Martin muss es jedenfalls die Hölle sein.
Samstag, 17. Oktober 2009
Martin weint und hustet, hat einen wahnsinnigen Schleimauswurf. Wir versuchen dauernd ihn ab zu lenken, mit seinem Geburtstag am Montag. Erzählen ihm, von der lieben Post, die für ihn bei uns angekommen ist, und ein wenig, was- wer- für ihn vielleicht geschickt haben könnte.
Sonntag, 18. Oktober 2009
Jürgen hatte wieder ein Schachturnier, ich habe den neuen Schreibtisch beräumt und angefangen Kuchen zu backen für morgen. Donauwelle und morgen backen wir in der Einrichtung noch Waffeln.
Dieses Wochenende war teilweise wieder nur eine Betreuerin für die ganze Gruppe im Dienst. Es ist zum Heulen. Wie lange kann es so noch gut gehen? Wie lange haben die Mitarbeiter noch die Nerven für den Stress.
Martin ist genauso traurig davor, wie gestern. Weinen und husten und kraftlos.
Mir tut der Rücken weh. Gestern haben wir Holz gesägt, heute habe ich es gestapelt. Ich kann kaum noch etwas machen, ohne dass mein Rücken schlapp macht un dich Schmerzen bekomme.
Montag, 19. Oktober 2009 - Martins 23. Geburtstag
Wir haben uns frei genommen und werden ab Mittag bei Martin sein. Jürgen will die Chance nutzen und vorher noch zum Friseur gehen. Immer noch bleibt so vieles auf der Strecke.
Es war anstrengend aber irgendwie doch schön Martin an seinem Ehrentag zu begleiten.
Martin hat viel geweint und irre schlimm gehustet, aber er hat auch toll gelächelt ( als Jürgen sich die Finger an heißen Waffeln verbrannt hat, die ich in Martins Zimmer gebacken
habe, und weil Martin hoffte, dass Jürgen, als er die Lichtsäule aufgehängt hat, vielleicht vom Hocker fällt) und wenn ihm Jemand gratuliert hat, hat er auch ganz lieb gelächelt.Martins Augen sagten
heute immer Dankeschön, zu jedem Menschen , der ihn Ansprach.
Über seine Geschenke hat er sich sehr gefreut, aber dann kam wieder die Erkenntnis über seinen Zustand.
Aber es waren so tolle, liebevolle Geschenke, über die auch wir uns sehr gefreut haben. Martins Zimmerwände sind nun voll mit Postern und es ist richtig bunt und kaum noch irgendwo eine freie Stelle an den Wänden.
Passend zu Rickys Rennautoposter bekam Martin auch noch von Amma, unter anderem ein passendes Poloshirt, das gab dann große Augen des Erstaunens.
Kaffee, Waffeln und Kuchen gab es dann für alle und für Morgen ist sicher auch noch was übrig.
KG war auch noch zwischendrin bei Martin und ich fand es traurig, dass Niemand von der Werkstatt kam um ihn wenigstens kurz zu gratulieren,ihm zu zeigen, wir denken an dich.
So schnell wird man vergessen.
Ich kann nur hoffen, dass sich Martins Zustand bald endlich wieder bessert, so jedenfalls baut er immer mehr ab.
Als Melli ihm erzählte dass sie nun für zwei Wochen in Urlaub nach Ägypten fliegt, hat Martin bitterlich geweint. Man merkt halt immer, wer Dienst hat und wer sich Martin ehrlcih zuwenden kann.
Aber nun bin ich auch erledigt und werde heute früh zu Bett gehen, meine Erkältung pflegen.