15. April bis 28. April 2010

 

Donnerstag, 15. April 2010

 

Heute wurden wir zur Abwechslung wieder mal von einem gut gelaunten Martin empfangen. Die KG scheint ihn aber doch sehr zu schlauchen, aber er braucht diese Anwendungen  ja dringend und sollte auf keinen Fall wieder pausieren.

 

 

Freitag, 16. April 2010

 

Als wir am Abend kamen hatte Martin gerade eine neue Kanüle gelegt bekommen. Heute machte er gute Miene zu diesem Spiel. Als der Intensivpfleger und seine Frau, die Beide sehr nett sind, gegangen waren, begann Martin zu weinen.

 

Wie sehr hoffe ich, dass meinem Kind wenigstens dieses Übel genommen werden kann und er von der Kanüle entwöhnt werden darf.

 

Ich habe solche Angst vor dem Mittwochtermin in Stuttgart.

 

Heute haben wir im 2nd Hand Laden endlich einen verstellbaren Relaxsessel bekommen, den ich schon seit fast einem Jahr für Martins Zimmer haben wollte. Nun kann sich Jeder, der länger neben Martins Bett sitzt, es sich auch richtig bequem machen.

 

 

Samstag, 17. April 2010 - 70. Geburtstag meines Bruders

 

Aber ich schaffe es nicht, seiner Einladung zu folgen. Ich kann es nicht mehr, in einer munteren Runde zu sitzen und Small Talk zu halten.

 

Mittags bin ich mit Martin noch eine Runde übers Gelände gegangen, bevor ich  ihn ins Bett gelegt habe.

 

Seine Windel war ausgelaufen, Hose usw. nass. Windel und Hose habe ich gewechselt und dann mit Martin geknuddelt. Jürgen kam vom Einkauf mit Steffi zurück, hatte uns Eis mitgebracht.

 

Da Martin absolut kein Fett in seine Lunge bekommen darf, habe ich ein paar Tröpfchen meines Diät Zitroneneis, das ich liebe, in seinen Mund gegeben. Zitrone ist nicht sein Ding, aber er wollte dann doch noch ein paar Tröpfchen, um sein süßes Gesicht wieder und wieder zu verziehen.

 

Jürgen setzt sich immer in Martins Rollstuhl bei unseren Besuchen , weil ich den Sessel belege. Heute hatte  Jürgen dann auf einmal nasse Hosen, weil ich nicht daran gedacht hatte, auch die Krankenunterlage    vom Rolli weg zu nehmen.

 

Martin und ich  haben uns Schrott gelacht und Jürgen musste nach Hause fahren sich umziehen.

 

Das war Martins schönstes Erlebnis für den heutigen Tag.

 

Den Verstellbaren Sessel findet Martin auch toll. Er hat richtig gestrahlt, als ich das Fußteil hoch gebeamt habe und ganz gemütlich neben ihm saß.

 

 

Sonntag, 18. April 2010

 

Unser Vorhaben, heute mit Martin und dem E-Rolli über das Gelände zu fahren, scheiterte daran, dass Martin fix und fertig war, als wir am Mittag in der Gruppe  ankamen.

 

Es sah auch ganz danach aus, dass sein Kreislauf dabei war, schlapp zu machen. Weiße Ringe waren unter den Augen.

 

Wir haben ihn ins Bett gelegt und er ist sofort tief und fest eingeschlafen, sogar während des Formel eins Rennens, schlief er.

 

Ich habe mir Aufnahmen von Steffi und Martin von der Kamera der Gruppe überspielt. Dabei waren einige Aufnahmen, von der Zeit vor dem Supergau und auch Aufnahmen, auf denen zu sehen war, wie Martin blutiges Sputum aus der Kanüle lief.

 

Es schmerzt so sehr und es kaum mehr zu beschreiben, was Martin alles mitmachen, erdulden muss immer noch und immer wieder.

 

 

Montag, 19. April 2010

 

Wie immer montags war Martin todmüde und weinerlich und wir konnten ihn nur noch ins Bett legen. Der arme Kerl kann einfach nicht mehr den ganzen Tag ertragen, mit all seinen Erlebnissen, Anwendungen  und Aufgaben.

               

 

Dienstag, 20. April 2010

 

Besuch von Frau Hochstetter und Martin war nur schlecht drauf. Ich vermute, auch er hat schreckliche Angst vor Morgen und kann es nicht anders ausdrücken.

 

 

Mittwoch, 21. April 2010 - Schluckdiagnostik

 

Welch Glück, dass Melli mit uns, mit einem Busd der Einrichtung , gefahren ist und dass sie mit dabei war.

 

Martin hat erstaunlich gut mit gemacht. Sogar bei dem Einführen des Kameraschlauches in die Nase.

 

Aber, wie schon befürchtet, das Tracheostoma ist lebensnotwendig für unseren Hasen. Die logopädischen Übungen sollen weiter gemacht werden und eine erneute Untersuchung sollte in ca. 10 Wochen oder einem Jahr gemacht werden um zu sehen, ob eventuell doch vielleicht eine Verbesserung

Eintritt.

 

Ich selber leide entsetzlich mit Martin mit und habe Angst, irgendwann einfach um zu kippen, wenn ich dabei bin und zusehen muss.

 

 

Donnerstag, 22. April 2010

 

Gestern war Martin noch relativ gut drauf, heute war er, trotz Melis Versuchen, mit ihm in die Cafeteria zu gehen, nur am Weinen.

 

Wieder haben wir ihn ins Bett gelegt, dann war er zufrieden und wollte wieder seine bescheidenen Scherzchen mit uns machen.

 

 

Freitag, 23. April 2010

 

Wieder ein weinendes Kind angetroffen, obwohl Martin mit der Gruppe auf der Terrasse war in der Sonne , fühlte er sich nicht wohl.

 

 

Samstag, 24. April 2010

 

Jürgen hat wieder Eis mitgebracht vom Einkauf mit Steffi und obwohl Martin kein Zitroneneis mag, schien er den Geschmack in seinem Mund ein wenig zu genießen. So werden wir in der nächsten Zeit sämtliche Eissorten ohne Fett und Milch antesten. Martin wird so wieder ein wenig lernen, Gaumen und Zunge zu benutzen hoffe ich.

 

Ich kann ihn ja absaugen, dann ist alles nicht so wild.

 

Nach der Mittagsstunde haben Jürgen und ich Martin fertig gemacht und ohne Lifter vom Bett in den Rolli gehievt. Zu zweit geht es schon wieder super und gibt Martin ein klein wenig Körperbewusstsein.

 

Rosi hat Geburtstag und ich habe sie angerufen. Hätte gerne ein bisschen mit ihr gefeiert. Unsere gute Seele und unser Engel für so lange Zeit. Ich bin so dankbar dafür, dass sie unsere Kinderfrau wurde für die Zeit, in der ich die Altenpflegeausbildung gemacht habe und nicht  so früh zu Hause sein konnte, wie die Kiddis Schule aus hatten.

 

 

Sonntag, 25. April 2010

 

Ein wenig im E-Rolli sitzen und wenn die Hand auf die Steuerung gelegt wird, fährt der Rolli vorwärts.

 

So sind wenigstens ein paar Minuten Freude für Martin möglich.

 

Ein Bewohner der Nachbargruppe meinte, als er uns raus fahren sah, dass Martin das alles wieder lernen wird und es uns ihm und uns dann besser gehen würde.

               

Wie sehr hoffen wir, dass der junge Mann Recht hat.

 

 

Montag, 26. April 2010

 

Martin lag schon im Bett als wir kamen. Montag ist sein schlimmster Tag. Er will dann nur noch fernsehen und knuddeln. Ich kann es verstehen.

 

 

Dienstag, 27. April 2010

 

Himmelszelt war heute Abend und darauf hat Martin sich richtig gefreut.

 

Nun fordert das Sozialamt das gezahlte Krankengeld von Martin—aber—es wurde von Seiten der Einrichtung und des Heimarztes wohl versäumt, Krankmeldungen für das vergangene Jahr ein zu reichen.

 

Keine Ahnung, was nun dabei herauskommt. Die Einrichtungsleitung packt unsere Schreiben deswegen einfach in das Postfach der Gruppe 5. ohne darauf ein zu gehen.

 

Eigentlich müsste sich der Arbeitgeber, also die WfB darum gekümmert haben. Eigentlich, oder etwa nicht? Naja, wir versuchen es irgendwie grade zu bügeln, wir haben ja auch sonst nichts zu tun.

 

 

Mittwoch, 28. April 2010

 

Besuch von Frau Hochstetter und Martin war ganz aufgeregt und nur am Weinen. Wir haben ihn um 17 Uhr wieder ins Bett gelegt und er hat sich sofort beruhigt.

 

Tanja meinte, er wolle nur seinen Willen durchsetzen. Ich bin froh, dass er überhaupt noch einen Willen hat und wenigstens so äußern und bei uns durchsetzen kann.

 

Was hat er denn sonst noch von seinem bewegungslosen Leben?