22. Dezember bis 28. Dezember 2009
Dienstag, 22. Dezember 2009
Wieder ein Zahnarzttermin für mich. Der Weisheitszahn wurde nun doch plombiert und nicht gezogen. Allerdings ist mein Zahnfleisch noch immer geschwollen und es blutet, auch zwei Wochen nach den Behandlungen immer noch.
Nun muss ich schon wieder Antibiotika ein nehmen, aber ich muss diese Bakterien doch endlich irgendwie loswerden.
Martin war heute neutral davor und in der Gruppe wurde von den Mitarbeitern begonnen, einen, prächtigen, grossen Tannenbaum im Essraum auf zu stellen und zu schmücken. Martin konnte neugierig zu schauen und den Weihnachtsbaumschmuck auf der Therapieplatte seines Rollstuhles parat halten zum Aufhängen und wir werden morgen das Ergebnis bewundern dürfen.
Mittwoch, 23. Dezember 2009
Leider musste ich mich schon wieder krank melden. Das Antibiotikum ruft große Übelkeit und Kreislaufprobleme bei mir hervor. Viel zu lange nehme ich nun schon dieses Medikament in unterschiedlicher Form.
Möglicherweise ist es meine Seele die krank geworden ist mit Martins Hirnblutung und es ist gar nicht so leicht, Heilung zu finden.
Vielleicht ist alles auch verbunden mit der Angst vor Weihnachten. Angst vor der großen Veränderung, der Tatsache, dass Martin nicht mehr so aktiv und voller Freude das Weihnnachtsfest erleben und mit gestalten kann.
Donnerstag, 24. Dezember 2009 - Heiligabend
Wir haben mit Martin den Gottesdienst der Einrichtung in der Simultankirche besucht, Steffi wollte nicht mit uns kommen, sie wollte unbedingt in der Küche der Gruppe bleiben und bei den Vorbereitungen für das Weihnachtsessen helfen. An Weihnachten wird in der Gruppe selber gekocht und es ist für die Bewohner etwas ganz Besonderes. Das High Light des Jahres überhaupt für die Wohngruppe.
Martin wurde von vielen Menschen in der Kirche ganz lieb und freudig begrüßt und wir hoffen, es hat ihm gut getan so zu spüren, dass er nicht vergessen ist und sich die Menschen darüber freuen, ihn zu sehen.
Nach dem Gottesdienst haben Jürgen und ich Martin zur Gruppe zurück gebracht und kamen uns plötzlich so überflüssig und störend vor.
An Heiligabend und an Weihnachten und Silvester haben mehrere Mitarbeiter gleichzeitig Dienst, so dass eine wirklich gute Versorgung für die Bewohner und die Feierlichkeiten gegeben ist.
Mit Martin zusammen haben wir Eltern die Geschenkesäckle für Steffi und Martin aus dem Auto geholt und sie unter den festlich geschmückten Weihnachtsbaum, im Tagesraum der Gruppe, zu den anderen Geschenken die schon von den fleißigen Helfern des Christkindes hier deponiert wurden, gestellt. Dann haben wir uns bis morgen Mittag verabschiedet. Irgendwie hatten wir nicht das Gefühl, so richtig in diese vertraute Runde der Bewohner der Gruppe und der Mitarbeiter, am Heiligabend zu passen.
Dies ist bei uns zu Hause, seit 34 Jahren, nun unser erstes Jahr ohne Kinder und irgendwie ist es ein seltsames Gefühl, so leise, traurig und leer. Auch wenn wir nie große, luxuriöse Weihnachten gefeiert haben, es war Leben im Haus und Spannung und Aufregung. Es war eben so richtig Weihnachten bei uns und es war schön und gut, so wie es war für die Kinder und für uns Eltern.
Auch daran merken wir, dass wir langsam alt werden. Ich fühle mich mit diesem leeren Nest nicht mehr wirklich wohl. Das Früher fehlt mir, ganz besonders zu dieser Jahreszeit.
Ob ich zu altmodisch bin? Oder mich nicht mehr umstellen kann?
Meine Kinder fehlen mir um mich herum, jeden Tag und immer aufs Neue. Das Früher fehlt mir, immer wieder.
Ich würde so gerne vieles anders, besser machen können, als ich es früher konnte. Würde gerne besser aufpassen können auf meine Mäuse, sie noch besser beschützen, sie besser verstehen können und meinen Dreien besser helfen können.
Aber die Zeit ist abgelaufen, ich kann keinen vergangenen Tag in unserem Leben mehr verändern oder zurückholen..
Freitag, 25. Dezember 2009 - 1. Weihnachtstag
Jürgens und mein Weihnachtsessen fiel bescheiden aus. Tiefgefrorenes Rotkraut, Salzkartoffel und tiefgefrorene Putenunterschenkel.
Einfach und schnell, zu mehr reicht meine Kraft noch wieder nicht. Am Heiligabend gab es ganz normalen Kartoffelsalat und Würstchen. Ging auch schnell zu zu bereiten. Wir brauchen ja auch nicht mehr so viel, sind ja nur noch zu zweit am Tisch.
Jetzt würde ich mir auch eine Mutter wünschen, die ich besuchen könnte und bei der ich mich an den gedeckten Tisch setzen könnte, einfach mal so.
Aber so einfach war es bei uns noch nie und meine Mutter ist schon seit 28 Jahren nicht mehr am Leben. Bei meinem Vater werden es am 7.1. genau 8 Jahre und unsere gemeinsamen Weihnachten sind weit in der Vergangenheit.
Jürgens Eltern haben nicht so wirklich das Bedürfnis auf große Festivitäten und sind eher schnell überfordert und unglücklich, wenn wir uns zu einem Besuch anmelden. Um mal schnell vorbei zu schauen, leben wir zu weit auseinander und insofern bleibt ein Anruf mit den kurzten Up Dates.
Auf alle Fälle fanden Steffi und Martin den gestrigen Tag wohl toll. Heute war Martin so erledigt, dass er um 16.30 Uhr noch geschlafen hat. Drei Videos der alten Motorradrennen , die er zu Weihnachten bekommen hat, hat er schon begeistert angeschaut.
Überraschender Weise haben wir Eltern von der Gruppe auch ein Geschenk bekommen. Einen Gutschein für einen Buchladen. Irgendwie ist es uns peinlich beschenkt zu werden, aber es ist sehr lieb und fürsorglich gemeint.
Samstag, 26. Dezember 2009 - 2. Feiertag
Bin ich froh wenn die Festtage vorbei sind. Es ist einfach nur deprimierend Martin nicht ein bisschen Bewegung zurück schenken zu können.
Steffi wollte heute ihre Zähne nicht putzen und ich wurde zur Hilfe gerufen von einer Mitarbeiterin der Gruppe. Das hat dann doch gewirkt, Mamas Autorität. So manchmal kann die junge Dame immer noch ganz schön bockig sein und es ist oft nicht nach zu voll ziehen, warum sie sich so verhalten muss.
Sie war heute sauer mit uns, weil es heute nicht möglich war, mit ihr die inzwischen übliche Samstagfahrt zum Supermarkt machen zu können. Steffi wollte uns die Sache mit dem Feiertag und dass die Läden alle zu sind nicht glauben.
Besuch kam in die Einrichtung von Frau Hochstetter und ihrem Sohn, sie konnte Martin wieder gut zum Lachen bringen.
Sonntag, 27. Dezember 2009
Martins Haut am Bauch hat die wohl für ihn zu warme Wärmflasche nicht so gut vertragen und er hat eine ziemlich große, heftig rote Stelle im Bereich unterhalb der PEG.
Nun hoffen wir, dass sich die Haut schnell wieder beruhigt und keine zusätzlichen Schmerzen für ihn entstehen. Was ist der Junge aber auch empfindlich geworden, früher wäre da sicher gar nichts zu sehen gewesen an seiner Haut.
Montag, 28. Dezember 2009
Glücklicherweise hat sich die Haut wieder ziemlich schnell erholt. Wir haben gleich am Morgen noch eine Salbe aus der Apotheke zu unserem, noch schlafenden, Kind gebracht und dabei Siggi erschreckt, die Frühdienst mit Alex hatte. Um diese frühe Zeit hat hier noch keiner mit uns gerechnet.
Der Nachmittag war wohl wieder nicht so toll für Martin. Er hat eigentlich nur geweint, der arme Junge und war mit nichts auf zu heiter, so sehr wir uns auch bemüht haben.