22. September bis 28. September
Dienstag, 22. September 2009
Der Bericht des Orthopäden, bei dem ich relativ schnell einen Termin bekam, fiel nicht sehr hilfreich aus für mich. Er hat sich auch geweigert, den Befundbericht in das Formular der Rentenanstalt zu schreiben. Ein Bericht genüge, wozu also die doppelte Arbeit?
Noch weniger Interesse wie dieser Arzt an mir zeigte, hat mir noch kein anderer Arzt entgegen gebracht.
Ich habe doch gar keine andere Chance mehr, wenn ich einem normalen, heftigen Arbeitsalltag nicht mehr standhalten kann. Nun geht es um das Widerspruchsverfahren wegen meinem Antrag auf Teilerwerbsunfähigkeitsrente. Es ist davon aus zu gehen, dass ich auch damit baden gehe.
Wenn es doch nur so einfach wäre, wie vor ein paar Jahren mit der Rente. Da genügte schon eine psychische Belastung aus um in den Genuss zu kommen.
Ohne irgendein Einkommen, das auch meine Krankenversicherung trägt, kommen wir finanziell nicht klar. Auch nicht, mit unserem eh schon bescheidenen Lebensstandard. Die Kinder kosten uns doch auch weiter Geld.
Inzwischen habe ich 6 Inserate aufgegeben, ohne Erfolg.
Genauso ein Stelle, wie ich sie die letzten 1 ½ Jahre hatte, ist genau die Richtige für mich.
Mittwoch, 23. September 2009
Nun habe ich die diesjährige Grippeschutzimpfung auch hinter mir, allerdings ist mir davon übel und mein Kopf schmerzt. Jedes Jahr geht es mir nach dieser Impfung ein paar Tage schlecht und ich würde am liebsten nur schlafen dürfen.
Da mein Blutdruck sich immer noch nicht normalisiert, hat mir heute mein Hausarzt ein weiteres Medikament, das ich nun mittags einnehmen muss, verordnet.
Im Moment habe ich Angst vor jedem neuen Tag, vor neuen Katastrophen. Ob mein Blutdruck wohl deshalb so hoch ist?
Ich habe doch auch immer mit den Nebenwirkungen zu kämpfen, von Medikamenten, die ich einnehmen muss. Eigentlich will überhaupt keine Medikamente einnehmen müssen.
Donnerstag, 24. September 2009
Stundenlang sitze ich am PC, die Jobbörsen lesend. Die Stellen, die gut zu mir passen würden sind irgendwo in Deutschland, aber nicht in erreichbarer Nähe.
Bin ich zur falschen Zeit am falschen Ort? Wäre Alles, was passiert ist, auch so passiert?
Freitag, 25. September 2009
Nun trudeln die ersten Absagen ein. Auf meine Anzeigen kam ein 400Euro Job Angebot und das war es dann. Dazu auch noch viel zu weit weg.
Martin geht es heute etwas besser. Melli war mit ihm in der WfB, seine alte Arbeitsstelle und die alten Kollegen besuchen. Er hat sich so gefreut, die Leute alle wieder zu sehen, die ihn nicht einmal besucht haben. Ich bin verzweifelt, dass er dort nie mehr arbeiten kann. Er hat es so sehr geliebt und war so gerne dort und stolz, und dass er arbeiten konnte, seinen Platz in der Werkstatt hatte.
Samstag, 26. September 2009
Ein schlimmer Tag für mich, mein letzter Arbeitstag. Ich habe das Gefühl, die Menschen im Stich zu lassen, obwohl ich gar nichts dafür kann. Mir wurde so viel Vertrauen entgegen gebracht, soviel aus dem Leben der Bewohner erzählt, viele Geheimnisse anvertraut.
Viele Bewohner wussten es schon. Es spricht sich rum in den Etagen. Niemand kann es verstehen und will mich gehen sehen. Viel Tränen und Umarmungen. Viele kleine, liebe Geschenkle. Den Wunsch, mich doch wieder sehen zu dürfen. Es hat mir fast das Herz zerrissen. Dabei wollte ich es gar nicht, dass es im Haus bekannt wird.
Am Abend kam meine Lieblingskollegin mit Rose und einem Geldgeschenk von den Kolleginnen. Ich hatte auch für alle eine Kleinigkeit mitgebracht. Immer noch habe ich mir gewünscht, dass alles nur ein böser Traum ist und wenn ich aufwache, kann ich sehen, dass es nur ein Traum war.
Ich habe mein Bild von der Mitarbeitertafel entfernt, mein Namensschild vom Spint und dem Postfach und überall, wo mein Name noch stand, habe ich ihn durch Aufkleber unkenntlich gemacht.
Vielleicht habe ich ein paar Spuren hinterlassen, die sich positiv auf die Zukunft in diesen Häusern auswirken, in denen ich wirklich gerne und mit dem Herzen gearbeitet habe.
Und die PDL? Hat Urlaub genommen, bis der Frust vorbei ist. Eine Bewohnerin sagte, und feige ist sie auch noch. So wie mit mir hätte sie es schon mit so vielen, neuen Mitarbeitern gemacht. Wenn jemand gemocht wird, mag sie ihn nicht. An die Bewohner würde sei dabei nie denken.
Sonntag, 27. September 2009
Irgendwie fühl ich mich heute, als hätte ich 500qm Garten alleine umgegraben. Der Tag gestern hat mich enorme, seelische Kraft gekostet.
Ich war froh, meine Kiddis heute zu sehen. Mit Martin konnten wir ein halbes Stündchen raus gehen und er hat sogar ein wenig seinen Kopf bewegt. Vielleicht kommt die Kopfkontrolle ja doch zurück.
Und wieder habe ich eine Bewerbung los geschickt, 6 Inserate aufgegeben, zwei Absagen abgeheftet und den Widerspruch für meine ungerechtfertigte Sperre des Arbeitslosengeldes losgeschickt. Diese Sperre habe ich bekommen, weil ich mich nicht drei M onate vor Vertragsende bei der ARGE wieder arbeitslos gemeldet habe. Irgendwie hatte ich gehofft, bleiben zu dürfen und weil die Vorgesetzte nichts gesagt hatte zu mir, habe ich auch nicht nach gefragt.
In der Nacht hatten Jürgen und ich merkwürdige Träume.
Ich träumte, dass etwas Dunkles, Negatives auf meine Kinder zukommt. Zwar konnte ich nicht erkennen, was es war, aber ich habe wohl im Traum geweint.
Jürgen träumte, als er auf dem Parkplatz der Einrichtung aus dem Auto stieg, kam ihm Martin fröhlich grinsend mit seinem E-Rolli entgegen gedüst.
Jürgen sagte zu ihm, er solle doch mal anhalten, weile er sehen wollte, mit welcher Hand Martin die Steuerung des E-Rollis betätigte, aber Martin hielt nicht an.
Die Träume machen mir Angst, dass in diesem Jahr noch mehr auf uns zukommt, als wir eh schon ertragen müssen.
Montag, 28. September 2009
Der Augenarzt heute war auch der Hit. In letzter Zeit lerne ich anscheinend nur Ärzte kennen, die ausschließlich an ihr Geld denken und denen das Anliegen der Patienten völlig egal ist.
Auch dieser Arzt wird mich in seiner Praxis nie wieder sehen. Sowas von unhöflich, ich wundere mich, dass er überhaupt noch Patienten hat und sein Umsatz stimmt, wenn er so merkwürdig drauf ist.
Gestern musste Martin nur in normalem Umfang abgesaugt, heute war es wieder sehr heftig und Martin hat wieder sehr geweint.