24. November bis 30. November 2009
Dienstag, 24. November 2009 - noch 1 Monat bis Heiligabend
Bei 16 Grad Außentemperatur und Regen, habe ich heute Vormittag unter unserem Carport einen Adventskranz und einen Türkranz gebunden. Dinge, die ich früher immer sehr gerne gemacht habe. Heute hat es mich sehr viel Kraft gekostet.
Immer wieder geht mir der Gedanke durch den Kopf, was aus Weihnachten und Silvester für uns, besonders für Martin wird.
Im letzten Jahr war er noch so fröhlich und voller Freude hat er an der Silvesterfeier der Einrichtung teilgenommen. Er war frei und heute ist er gefangen in seinem bewegungslosen Körper, mit einem doch noch wachen Geist.
Als wir am Abend bei Martin waren, wurden gerade einige Bewohner abgeholt, die an einer Aktivität der Kirchengemeinde, das Himmelszelt, teilnahmen. Eine Bewohnerin erzählte uns, dass sie nun für das Weihnachtsspiel proben würden, dass am 13.12.09 während des Gottesdienstes in der Einrichtung vorgeführt werden soll.
Martin nahm in den letzten drei Jahren auch mit Begeisterung an diesem Angebot der Kirche teil und er spielte immer so gerne und stolz bei den Weihnachtsspielen mit.
Im letzten Jahr war er ein kleiner Esel, dessen Mutter mit Maria und Josef auf dem Weg nach Bethlehem war. Und Martin war so stolz auf seine Rolle.
Nun war er am Weinen und so unglücklich. Auch das ist ihm nun nicht mehr möglich und er will und kann diesen Zustand seines Körpers nicht akzeptieren.
Mir zerreißt es fast das Herz, mein Kind so leiden zu sehen.
Mittwoch, 25. November 2009
Jürgen traf einen etwas aufgeräumteren Martin an. Manchmal denke ich, je weniger er mit bekommt, was die Anderen so machen und erleben, umso besser geht es ihm. Aber es ist nicht möglich, alles von ihm fern zu halten, das wäre auch unehrlich.
In der Gruppe ist wieder eine größere Erkältungswelle unterwegs und es ist sicher nur eine Frage der Zeit, wann der Bazillenalerm Martin dann erreicht.
Auch Mitarbeiterinnen kommen inzwischen krank zu Arbeit, weil es keinen Ersatz für sie gibt. Eine traurige Situation für Alle.
Donnerstag, 26. November 2009
Nun habe ich mich endlich einmal wieder auf gerafft, zum Friseur zu gehen. Es war einfach nötig. Leider musste ich sehr lange warten und diese Zeit fehlt mir wieder für meine hausfraulichen Pflichten.
Heute Abend gab es wieder Würstchen für die Gruppe zum Abendbrot und Martin war verzweifelt. Ausgerechnet sein Lieblingsessen und er kann es nur riechen und muss zu sehen, wie den Anderen schmeckt.
Als ich sein Köpfchen heute Abend berührt habe, kam es mir vor, als sei mein Kind wieder ziemlich warm.
Freitag, 27. November 2009
Nun ist auch der Ludwigsburger Weihnachtsmarkt wieder eröffnet worden und es ist ein so trauriges Gefühl Martin nicht mit, zu einem Besuch, nehmen zu können.
Jürgen und ich wollen morgen Vormittag, bevor wir nach Markgröningen fahren, einen Gang über diesen tollen, barocken Weihnachtsmarkt machen.
Heute wollte eigentlich der Notar in der Einrichtung vorbeischauen und eine Lebendkontrolle von Steffi und Martin machen, zwecks Verlängerung unserer Betreuungsvollmachten, aber bis heute Abend 18 Uhr war er noch nicht dort angekommen. Jürgen und ich sollen am Dienstagmittag in seiner Kanzlei vorbei kommen.
Mir ging es heute Vormittag so elend, dass ich mich tatsächlich für einen Tag krank gemeldet habe. Kopfschmerzen, Schwindel, Hüftschmerzen. In diesem Zustand hätte ich die Fahrt mit S- Bahn und Bus nicht geschafft. Alleine die ganzen Treppen hoch und runter.
Bis Montag muss Alles wieder okay sein. Ich will doch meine beiden Damen nicht hängen lassen.
Samstag, 28. November 2009
Es hat wirklich keinen Spaß gemacht mit dem schlechten Gewissen den Kindern gegenüber über den Weihnachtsmarkt zu schlendern.
Ich habe es den Kiddis auch gar nicht erst erzählt, dass wir dort waren.
Martin hat fast drei Stunden am Stück geweint. Siggi und Melli haben den Gruppenraum mit einem riesigen Weihnachtsmannadventskalender dekoriert und Martin hätte zu gerne mit gemacht.
Sonntag, 29. November 2009 – 1. Advent
Um ein klein wenig besondere gute Laune zu verbreiten, haben wir heute, zum 1. Advent der Gruppe für jeden Bewohner und das Mitarbeiterteam eine rote Weihnachtsmütze mitgebracht und verpasst.
Die meisten Leute hatte die Mütze dann tatsächlich auf ihren Häuptern und Martin fand es lustig. Es ist schön, wenn ich mein Kind einmal wieder ohne Tränen sehen kann.
Montag, 30. November 2009
Und wieder ein Tag an dem es Martin weder gut noch schlecht zu gehen scheint.
Wie er wohl in seinem Köpfchen mit seiner Situation umgeht? Kann er wirklich lernen, damit zu leben?