29. Dezember bis 4. Januar 2010

 

Dienstag, 29. Dezember 2009

 

Ab heute ist Melanie wieder da und Martin strahlt.

 

Sie hat für den Nachmittag eine Mensch ärger Dich nicht Runde geplant und Martin liebt ja schon immer das gemeinsame Spielen sehr .

 

Wäre nur immer Zeit für dafür. Es tut auch der Gruppe gut, etwas miteinander zu machen, außer der Reihe.

 

 

Mittwoch, 30. Dezember 2009

 

Noch eine Nacht, dann ist Silvester.

 

In der Gruppe wurde der Tagesraum partymäßig geschmückt und—Martin freut sich auf die Feier.

 

Melanie ist ein Engel für die Gruppe. Sie will mit Herz und Verstand arbeiten, will, dass die Bewohner sich wohl fühlen. Schade, dass diese Gabe nicht jedem Mitarbeiter der Einrichtung gegeben ist.

 

Ich bin dankbar für jeden Moment, indem meine Kinder sich allesamt wohl fühlen dürfen und angenommen sind, so, wie sie sind.

 

 

Donnerstag, 31. Dezember 2009 - Silvester

 

Mittags gab es bei uns Kohleintopf und für den Abend Nudelsalat. Den Kohl essen wir sehr gerne und jugendlich waren wir zu den Hochzeiten des Nudelsalates. Wir essen ihn immer noch gerne und festlicher muss das Essen für diesen Tag nicht aus fallen.

 

Martin hatte heftig erbrochen, seit gestern Abend geht es ihm wohl wieder nicht so gut. Silvester feiern in diesem Jahr drei  Wohngruppen zusammen und ich hoffe, es wird nicht nur Stress für die Mitarbeiter, die es eh nicht einfach haben, mit all den so schwer behinderten Menschen und dass Martin seine Freude für diesen Abend wieder findet. Er hat uns jedenfalls mit einem lieben Lächeln verabschiedet.

 

 

Freitag, 1. Januar 2010

 

Wie ich diese Knallerei hasse und alles, was damit verbunden ist. Warum ist es nicht möglich, das neue Jahr auf andere Art und Weise willkommen  zu heißen?

 

Bin heilfroh an diesen Tagen keinen Dienst in einer Notaufnahme machen zu müssen, es muss grausam sein. Noch grausamer, als an den anderen Tagen der Komasaufkinder.

 

Alle jammern, dass sie kein Geld haben, aber  für Böller, Alkohol und Tabak reicht es wohl immer noch irgendwie.

 

Martin hat wieder heftig erbrochen heute Mittag und so langsam werden wir die Angst nicht los, dass das Erbrechen vom Gehirn aus kommt, dass es mit seinen, für uns nicht sichtbaren Anfällen zu tun hat. Wie der Neurologe meinte, die eine Hirnhälfte feuert wohl dauernd.

 

 

Samstag, 2. Januar 2010

 

Heute war Martin guter Dinge, allerdings sieht sein  linkes Ohr heftig aus. Fibrin läuft einfach so aus seinen Poren und auch die gute Flamacine scheint keine Wirkung mehr zu zeigen. Warum bekommt mein Sohn ausgerechnet Dekubitus so schlimm an den Ohren auf einmal?

 

Ich denke, ich werde versuchen, von einem Imker Propolissalbe zu kaufen. Möglicherweise kann diese Salbe hilfreich sein, bei Martins Ohrproblem, das sich einfach nicht bessern will, auch wenn die Ohren vorsichtig gelagert werden und selten Druck entsteht.

 

Freundin Amma aus dem schönen Norden ist heute zum 3. Mal Großmutter geworden. Zu den beiden Jungs kam nun die ersehnte Enkeltochter an. Welch schönes Geschenk zum neuen Jahr.

Josefine, genannt Püppi, eine wunderschöner Name, finde ich.

 

 

Sonntag, 3. Januar 2010

 

Zwischen gut gelaunt und traurig war heute alles drin bei unserem Sohn. Vor allem mag Martin es nicht, wenn seine Besucher wieder gehen. Heute begann er zu weinen, als Frau Kuhn sich verabschieden wollte und später dann auch wieder bei uns.

 

 Martin mochte es noch nie, alleine zu sein und in seinem jetzigen Zustand will er Menschen um sich haben, die ihn mögen und verstehen und ihn auch mal zum Lachen bringen können.

 

 

 

Montag, 4. Januar 2010

 

Nun geht so langsam der Alltag wieder los. Martin bekam heute nur von Jürgen Besuch und Jürgen traf Martin  sehr müde an.

 

Ich werde ab dieser Woche Mittwoch, Donnerstag und Freitag den ganzen Tag arbeiten und hoffe, es klappt wieder mit der Betreuung unseres Hundes in diesen Zeiten durch die Nachbarin und dass mit Martin alles so stabil weiter läuft, dass er nicht wieder ins KKH eingewiesen wird. Ich könnte an diesen drei Tagen nicht früher als 15.30 Uhr bei ihm sein. Da ich mit der alten Dame, die auch in einem sehr hilfloen Zustand  ist, ganz alleine in dieser Zeit bin, muss ich alles andere hinten anstellen.

 

Kein schöner Gedanke, wenn mit meinen Kindern etwas sein sollte, nicht sofort zu ihnen gehen zu können.

 

Wären wir nur nicht so auf dieses blöde Geld angewiesen. Es quält mich sehr und wie oft hatte ich einfach keine Kraft in der letzten Zeit und musste doch immer wieder über meinen Schatten springen und über meine Kräfte hinaus gehen.

 

Ich habe große Angst, dass mir mein Körper dafür bald die Quittung präsentiert. Wie ich etwas ändern kann für mich, weiß ich leider nicht.